Septembertage
Der September ist da. Bis auf einige Tage, an denen es so heiß und heiß windig war, dass die Gärten zum Teil 3–4 Mal pro Tag gegossen werden mussten, war es alles andere als Trockenzeit. Es war anscheinend mal ganz anders: Regenzeit November–Dezember, Trockenzeit Juni–August, jo Pfeifendeckel. Hier hat es immer wieder geschüttet, tags, nachts, beides, ganze Tage … viele waren erkältet, viel zu oft saß man nass auf dem Motorroller. Apropos Motorroller: Samstag war «Eisenzeremonie» überall in Bali. Ich weiß gar nicht, ob ich es schon einmal erwähnt hatte, aber dieser Festtag, der jedes Jahr zweimal stattfindet, ist kultur- und sozialgeschichtlich ganz interessant. Letzthin ist es ja ein sehr vormoderner Entwicklungsschritt, dass die Menschheit die Fähigkeit erwerben konnte, Eisen zu bearbeiten und Gegenstände damit zu bauen. Zuvor war wohl schon ein Meilenstein gewesen, dass überhaupt eine Art «Werkzeug» benutzt wurde, nur das hatte Affen und Menschen in diesen Frühzeiten nicht unterschieden. Man hat herausgefunden, dass selbst Affen Holzstöckchen benutzten, um z.B. an bestimmte Leckereien in der Natur zu gelangen — dass die Menschen damit ein wenig weiter waren, spielt für die Wissenschaft, wenn ich mich recht erinnere, keine große Rolle, Messer oder Axt aus Holz, Angel, Stecken ist alles mehr oder weniger derselbe Tatbestand, dass ein Wesen die Reichweite und Funktionsweise seiner Extremitäten vergrößert. Das Eisen allerdings erforderte Bearbeitung und genaueste Kenntnis des Feuers, wie man es macht, heißer macht, richtet, erhält etc. So ist die Eisenzeit ein echter großer Schritt entwicklungsgeschichtlich. Viele Balinisten, wie wir sie zärtlich nennen, leben tatsächlich noch relativ «dinglos», selbst hier in Ubud, klar hat man sein Motorbike und sein Smartphone, aber das Leben an sich kommt in vielen Wohnsituationen – gerade während der Pandemie und dem massiven wirtschaftlichen Engpass – ohne Dinge aus. Dinge, mit denen man den Alltag eines Westlers beschreiben könnte: Zuerst ging ich wie immer ins Badezimmer (gibts oft nicht, irgendwo gibt es Wasser, zur Not an einem Kanal oder Fluss, ansonsten eine Ecke auf dem Compound mit Wasserrohr), dann ab in die Küche und Kaffeemaschine an. Auch nicht, viele leben draußen, unter einem Dach solche Orte sind dann wechselweise Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer… abhängig davon was man eben gerade tut. Gekocht wird sehr oft auf dem offenen Feuer, selbst komplizierte Sachen. Gehackt und geschnitten wird sehr oft mit selbstgemachten Klingen, Küchenbretter sind oft einfach Stücke Holz, zurechtgeschnitzt. Kopi Bali ist einfach Kaffee in heißem Wasser, das Pulver sinkt irgendwann, also kann er getrunken werden. Danach machte ich die Wäsche — an allen Kanälen sieht man seit Corona Männer wie Frauen ihre Wäsche im fließenden Wasser reinigen, auch in besser gestellten Dörfern, Waschmaschinen hat kaum einer (weil die Wasserqualität zumeist auch nicht ausreicht und der Strom wie die Handies aufgeladen werden muss, ergo teuer ist und eher für Licht und Aufladen verwendet wird); in Zeiten des blühenden Tourismus hatten sicher auch die Balinesen ihre Wäsche an Wäschereien gegeben, wo im selben Modus wie beim Benzin ganz simpel abgerechnet wird: 1l/1kg/10.000 Rupien, aber die 50 Cent pro Kilo Wäsche haben viele nicht mehr. Nippes, «Geräte», die einen westlichen Haushalt schmücken, gibt es ganz wenige. Auch Möbel kaum. Kochen oder Opfergaben zusammenstecken kann alles gut auf dem Boden gemacht werden. Küchengeräte gibt es kaum, wichtig ist ein Sieb, das oben aufs Feuuer gestellt wird, das sich aber jeder selbst baut aus getrockneten Palmblättern. Viel wird in Bananenblättern gekocht, serviert, aber auch aufbewahrt. Kühlschränke hat man, die meisten sogar zwei, weil man allein einen braucht für die enormen Mengen an fleißigen Lieschen, die zumeist für die Opfergaben verwendet werden, sowie die Gelbe Blume, fast ein Wahrzeichen Balis (bei uns heißt sie Tagetes). Gekocht wird ansonsten, wenn nicht auf dem Feuer, auf einem Gasbrenner, meistens mit 2 Flammen. Die sind zwar aus Aluminium, aber hier ist das alles im Wort «Eisen» gut aufgehoben. Da man also nur eine überschaubare Menge an Dingen hat, die tatsächlich ganz dezidierten Nutzen haben, also gebraucht werden, und die eben gebaut/gemacht sind (Eisen), ist die Eisenzeremonie das Fest, wo man für alles dankt, was Ding ist, also ein Objekt des Alltags, welches man nicht selbst bauen konnte, sondern was gebaut wurde. Also werden Autos gewaschen, Herde, Motorroller, Handy’s poliert, Kühlschränke gereinigt, bei den Wäschereien die Waschmaschinen, bei den Café’s die Espressomaschinen; es werden kleine Körbchen mit Blumen, Süßigkeiten und Krimskrams gefertigt und drapiert an den Dingen, Autos und Motorräder bekommen ornamentale Gestecke an die Kühler oder Lenker — und so wird zweimal im Jahr die Linie zwischen Menschen und Dingen neu markiert. Mit Dankbarkeit aber auch mit dem Bewusstsein, dass Dinge etwas Fremdes sind, sie zu einem gekommen sind. Sie nicht ansatzweise zur Identität gehören (wie das bei uns hier und da schonmal vorkommt). Die Linie verläuft zwischen den Menschen inklusive aller Sachen, die sie in der Natur finden, bauen können (wie Häuser, Betten, Küchenutensilien), anpflanzen können, ernten können, verzieren können oder kreieren können und der Dingwelt, die Objekte hervorbringt, die sind wie sie sind, für die man ein Warenhaus oder eine Werkstatt aufsuchen muss.
Da wir am Wochenende immer noch unklar waren, ob wir Covid übertragen, hatte ich unsere Freundin Putu (diejenige, die Sophia, Sarah und mir letztes Jahr beigebracht hatte, wie man die Opfergaben zusammenstellt) gebeten, mir ihren Sohn zu schicken, damit er meinen Motorroller abholt, da ich gerne diese Zeremonie gemacht haben wollte. Ja, Corona … es war im Haus die letzten drei Wochen. Sarah hat es gekriegt, keiner weiß, wie. Wir sind immer noch am Diskutieren, ob es nun Glück war, oder dass sie robust ist und keine Vorerkrankungen hat, aber es war – abgesehen von großer Müdigkeit, dem nicht mehr riechen und schmecken können und einem harten Husten nach anfänglichem Kopfweh, eigentlich eine leichte Grippe, nicht einmal eine schwere. Ich wundere mich auch noch, dass ich es nicht bekommen habe; war heute Blut abgeben für einen Antibody-Test, da ich eh ins Krankenhaus musste. Vor zwei Tagen hat mich doch eine Raupe gebissen … geht es langweiliger? Aber anscheinend sind die weiblichen Raupen, die schwarz sind mit gelben Ringeln, giftig, wie Putu uns gerade sagt. Hat höllisch weh getan und schwoll stark an. Der alte Mann, der gegenüber dem Haus in seinem Casavagarten lebt, brachte mir ein Kraut, das sie Padangan nennen, lud mich ein es zu kauen und den Brei dann auf die Schwellung zu tun. Brachte aber irgendwie nichts. Gestern Abend aber kam Sarah auf die Idee, Zugsalbe draufzutun, die schwarze Teersalbe, Bandage drauf und heute morgen war es bereits sehr viel besser. Im Krankenhaus haben sie sich vergewissert, dass es nichts Folgenschweres ist und Steroide verschrieben.
Die Septembertage sind auch nicht viel anders als die Augusttage, weniger Baustellen. Im August habe ich hier wo wir wohnen, viel reparieren lassen sowie einen affensicheren Garten gebaut. Vor ca 5 Wochen habe ich ihn zusammen mit meinem Freund Davide aus Mailand, der seit 10 Jahren hier lebt, Ökoingenieur, fertig angelegt und bepflanzt, natürlich wie immer mit viel Ratschlägen von Oli aus Galizien. Das Land hier um den Affenwald war Reisfeldland, welches sukzessive Bauland wurde, weil der Monkey Forest als Touristenmagnet mehr und mehr Bedeutung bekommen hat. Reis laugt die Böden aus, zudem wird er sehr stark behandelt damit er schnell wächst und die Ungeziefer ihn nicht holen, Abwasser von Reisfeldern ist nichts Gutes. Im Zuge der Bebauung wurde das Farmland einfach mit allem möglichen Mist aufgeschüttet, keine Woche vergeht, wo wir beim Gärtnern und Einpflanzen von Setzlingen im bunten Westgarten nicht auf Abfall, Plastik und Bauschutt stoßen. Kurz, es hieß also von Anfang an Erde kaufen in großen Mengen. Dies ist auf Bali ein kleines Nebenbusiness von sehr vielen, es gibt sogar ein eigenes Straßenschild dafür: «Angkat Bumi» — dieses Schild findet sich bei Baustellen, wo es Erdaushub gibt; solange das Schild dasteht, darf jeder der will Erde abholen ohne zu bezahlen. Sodann mischen die Cleverles Kokosfasern bei und wenn man Glück hat etwas Kompost und feinen Lavasand, packen es in 25-Kilo-Säcke und verkaufen es.
Das ist der Westgarten, der sehr viel Sonne hat, da er eben auch die Nordsonne voll abkriegt (sowas gibt es auf der Südhalbkugel) und den wir mit Unmengen bunter Pflanzen und Krabblern voll machen, sozusagen. Ich habe ein paar Frangipanizweige abgeschnitten und einigepflanzt, die bereits wunderbar blühen, eine Lippenstiftpalme, diverse Jasmine, Hibiskusse aus Afrika sowie Panama, Strobylanthes, Vanille, Begonien und so vieles mehr.
An der Südostseite des Hauses haben wir den Gemüsegarten angelegt. Da hier auch die Obstbäumchen reinsollen, sobald sie etwas roboster sind und Früchte haben, sowie die Passionspflanze bereits klettert, mussten wir ihn einzäunen. Und das auch nach oben hin. Bald werden die Früchte am weißen Mangobaum hinter dem Haus reif sein, von wo ich sitze sehe ich bereits Hunderte, dann werden Horden von Affen da und kaum zu kontrollieren sein. Ich sammle seit Wochen bereits die Salaksteine, sie schichten sich bei der Steinschleuder, diverse Stöcke liegen bereit… habe aber auch Verständnis, die Affen sind hungrig, der Affenwald ist geschlossen, die Wärter kommen kaum rein, die Fütterungen unterbleiben. Hier Bilder aus dem Gemüsegarten (bereits1 Woche alt):
Auch am Boonsaigarten gab es Fortschritte. Als ich zuletzt ein paar Mal in Semarapura war, um für JJ Bonsais zu bearbeiten, hat er mir erneut eingeschärft, wie wichtig es ist, dass die Bäume erst «in Balance» kommen, und dann final getopft werden. Ich hatte Zeit verplempert mit einerseits zuvielen Bonsais in Töpfen, auch großen, und andererseits einer falschen Bauweise bei denen, die letztes Jahr in kleinen Steinpyramiden eingepflanzt worden waren, während ich in Europa war. Damals war der Fehler gemacht worden, dass in die Steinpyramiden Betontöpfe eingesetzt wurden, die den ganzen Inhalt beansprucht hatten. So würde das nichts, meinte JJ. Also hatte ich zuletzt viel zu tun, alle Bäume erneut zu bearbeiten, Draht raus, aus den Pötten und einen nach dem anderen entblättern, seine Form erneut studieren und dann die kleinen doppelt zu topfen, also für die kleinen Wurzeln in einen kleineren Topf, der dann in einem großen steht, sodass große Wurzeln nach außen gehen können, um Energie in den Baum zu bringen, damit sich Äste und Stamm in Balance bringen, vor allem also die Äste dicker werden. Die größeren Wurzeln brauchen den Boden, um das zu tun, sie habe ich also auch in Plastiktöpfe gesetzt, die in die Steinpyramiden gesetzt wurden, Erde und Ziegenscheiße, verbrannte Kokosfaser, Reishülsen, Vulkansand drumherum. Auch hier sollen große Wurzeln direkt in den Boden gehen, kleine Wurzeln aber im Topf verbleiben. Wir brauchen kein Stammwachstum sondern Astwachstum. Hier eine kleine Kollektion von ein paar Bonsais, die im letzten Jahr begonnen wurden:
Lernen, lernen, lernen … das steht mit diesen vielen Aktivitäten in der Natur täglich auf dem Programm. Die meisten Pflanzen sind tatsächlich einfach, zumindest wenn es welche aus der Gruppe «einfach nur hübsch sein» betrifft. Man schneidet ein Stück ab, oft nur ein Blättchen, steckt es in oder legt es auch nur auf den Boden, zumeist schon nach 4-6 Tagen ist es dann stabil und wird schön. Sobald man mehr von einer Pflanze will, z.B. Früchte, eine bestimmte Art Wachstum, oder auch nur, dass Raupen, Käfer, Parasiten sie nicht essen, muss so viel mehr passieren. Zuviel Wasser, zuwenig, zu feuchte Luft, zuwenig Luft — die wunderschönen Tomaten, die so gut gedeihen, stehen zu nah am Randd des Gartens, Mehltau kam, weil es zuwenig Wind gibt an der Stelle — also habe ich zwei kleine solarbetriebene Windrädchen dahingestellt, damit sie die Tomaten beblasen. Oder die Frage der Nährstoffe; alles ist organisch hier, also kann ich keine Industriedünger verwenden und kann auch bestimmte Pflanzen nicht mischen, weil diese dann viel zuviel aus dem Boden holen würden und andere zu kurz kämen. Oder Familien kreuzen… anscheinend sorgt dies für Krankheiten oder Parasiten, die man auch nicht haben will.
Wir haben natürlich nicht nur Bauerde gekauft. Dass die Beete so üppig sind, verdankt sich einer sehr aufwändigen Mischung und Bearbeitung. Zuerst haben wir alles gehackt und den Dreck, Steine etc rausgeholt. Dann Kokosmüsse gesammelt und die Fasern rausgerissen sowie verottete Gräser aus dem Wald, alles am Boden verteilt. Sodann sind Davide und ich runter in ein Dschungelcamp und haben einen total verroteten Holzhaufen gefunden mit Wurzelstrunk, der von Insekten überbevölkert war, die ihn bereits so anverdaut hatten, dass das Holz in den Händen zerfiel. Alles in Säcke und verteilt in die Beete, sodann Kompost, Vulkansand (je nachdem für welchen Teil der Beete) und Ziegenmiste in großen mengen gemischt und auch verteilt. Dann haben wir alles klatschnass gemacht und sicher 1 Stunde lang auf Knien alles durchgeknetet, jeden Flecken, wie beim Brotbacken. Dann haben wir Berge und Täler geknetet um vorzugeben, wie das Wasser einmal ablaufen sollte. Einen berg jaben wir sehr sandig gemacht, da sollte der Salbei hin. Und so weiter. Sodann wurde gepflenzt, ich hatte Setzlinge fürs Erste, einige Pflanzen hatte ich schon über Wochen in Töpfen vorbereitet, zB Marzano Tomaten, Chilis, Ruccola. Aber eine Menge Kräuter, die Auberginen, Gurken, Rote Beeten habe ich als Setzlinge gekauft. Für die Tomaten, Bohnen, Spinat, Gurken und Auberginen haben wir Bambusstöcke mit Faserschnur verbunden und so kleiine Gerüste gebaut, damit es ranken kann wie es will. Und dann ging die Arbeit erst los. Es gab Tage, an denen 3-4 mal gewässert werden musste. Einmal morgens… Pustekuchen — es braucht hier bei Wind und heißer Sonne nur ein paar Stunden, um den Pflanzen den Garaus zu machen. Und parallel die verschiedenen Nurseries anlegen, weil es ja immer weiter geht mit der Arbeit. Wir haben jetzt gerade ein paar violette Auberginen im Werden sowie Unmengen von Salatgurken, Kräutern, Chilis und Tomaten. Salat essen wir bereits, besonders der Ruccola ist extrem intensiv. Aber wenn die Gemüse mal reif und ab sind, dann muss es ja weitergehen, oder der Ingwer, Tumaric… der Boden ist glücklicherweise so fruchtbar, dass ich auch einfach nur mal Samen in die Erde gesteckt hatte, zB Summer Squash, die gelbe Zucchini, kommt dann ganz von allein. Unkraut rausnehmen, spritzen (habe ein organisches Pestizid sowie einen Dünger aus Kasava fermentiert und noch Pestizide aus Chili, Knoblauch, Zwiebeln, auch fermentiert), eine konstante Auseinandersetzung mit dem allen… aber toll. Parallel gedeiht die nächste Generation im Schattenregal (Sour Sap, Papaya, Salat, Erbsen, Fenchel, Sonnenblumen, Radieschen) und die, die bereits bissel grün sind, im Sonnenstand, einer Plattform neben dem Pool, wo durch den Bambuszaun Nordlicht kommt, also unsere stärkste Lichtquelle, dort erfreuen sich die neuen Tomaten, roter Salat aber auch eine ganze Anzahl von Bäumen für Naya bester Gesundheit.
Ich wurde gefragt, ob ich denn nur noch im Dreck rumturne weil ich soviel über die Gärten spreche, und die Firma gar nicht mehr läuft. Nein, ich schaue, dass ich alles bis ca 1:30 erledigt habe, Garten hier, jeden Tag etwas pflanzen oder säen, Bonsaigarten in Pejeng, Nursery dort, Fruchtgarten in Pejeng (immer noch im Kampf gegen die Scales und für mehr Sonne) und den Permagarten in Pejeng. Dann Mittagsschlaf — ganz wichtig, der Tag beginnt vor sechs Uhr — und dann geht die Arbeit an den Büchern los. nachmittags zumeist Online-Meetings mit dem team oder Kunden, Bücher, Cover, Produktionen, wie stets. Vor zwei Monaten haben wir einen neuen Mitarbeiter bekommen, der eingearbeitet werden muss. Und die Arbeit wird auch wöchentlich mehr, die Flaute scheint sich in Stress zu wandeln, insofern habe ich sehr viele Aufträge hier bei mir und wir alle unterstützen uns gegenseitig. Mit Glück geht es so weiter und ich kann bald noch einen Mitarbeiter einstellen, eventuell sogar hier in Bali, mit der/dem ich dann direkt arbeite, mal sehen. Ist aber momentan noch zu knapp.
Das Haus gedeiht auch, langsamer als gedacht, weil es nun 8 Baustellen parallel gibt und die Arbeiter begrenzt sind, aber wir sind dabei alle Maurerarbeiten, also die Innen- und Außenwände abzuschließen. Wir haben mit Davides Hilfe und Ratschlägen einer japanisch-balinesischen Familie eine natürliche Putzmischung gefunden, mit der wir diese Woche testweise die Kücheninsel verputzt haben: 4 identische Mengen von weißem Zement, Kalksandstein, feinem Sand und rotem Lehm aus Taro, ca 30 Minuten von hier. Als erste und dickere Schicht, mit der man auch leicht modelliert. Nach dem Trocknen kommt als zweite Schicht 1 Teil Zement, 2 Teile Kalksandstein und 1/4 Teil rote Erde zu einem warmweißen Feinputz (die Erde muss natürlich immer frisch gesiebt werden). Der Clou ist, dass man später den Putz dann mit Sandpapier oder sogar einer Schleifmaschine bearbeitet. Durch die Reibungswärme entsteht eine chemische Verbindung von dem Calciumcarbonat mit dem Zement (oder so ähnlich), lt Davide das Geheimnis italienischer Palazzi. Und zudem eine Wand, die absorbiert und atmet. Wir haben bereits mit Ludwig diverse Möbel erstanden sowie die ganzen Holzauflagen, aber das hebe ich mir für das nächste Mal auf.
Zum Abschluss noch eine meiner Lieblingspflanzen, die ich vorher nicht kannte. Calliandra, wir haben ein Prachtexemplar hier. Das besondere: Ihre Gesinnung, Mentalität oder nennen wir es Mindset. Sie ist bildhübsch mit den Dutzenden von roten Bällen, die über Nachtexplodieren, ausgehend von kleinen roten Beerchen. Sie trägt sie abhängig vom Regen für 2-3 Tage, dann fällt alles runter, und die Pflanze wird hässlich — soweit kennt man das ja auch von Magnolien und anderen. Nur: Andere Pflanzen sind dann ein Jahr läng unansehnlich und tun so, wie wenn es halt so lange dauert, bis sie wieder was leisten können. Die Calliandra bringt konsequent nach knapp 2 Wochen wieder ihre Beerchen und kurz drauf die roten Bälle und immer wieder und wieder. das nenne ich einen Dienstleister! Und ganz zum Schluss noch ein Video, dass ich vor 3 Tagen mit der Drohne auf der Baustelle gemacht habe, dass man sieht, wie mächtig da gewirbelt wurde und wird.
Und damit lass ich es dann für jetzt bewenden. Ich hoffe, es geht allen gut. Lasst ruhig auch wieder was hören. Lasst es Euch gut gehen und passt schön auf Euch auf, viele liebe Grüße, Niklas