Schnaps, und was man daraus machen kann

Geschafft! Heute morgen haben wir, nachdem Made zuletzt mit dem schwarzgebrauten Palmenschnaps von ihrem Schreinerfreund aus Ostbali kam, der mit 5 Litern auf dem Roller während der Nacht hergefahren war, damit ihm die Polizei den Schnaps nicht wegnimmt, und nachdem mein Apothekertantchen mir noch den letzten Schliff gemailt hat, endlich unsere kleine Produktion gestartet. Voila, hab den kleinen Film oben dazu gemacht, damit andere sehen, wie einfach das ist (solange man Alkohol hat und frische Aloe Vera-Blätter, die hier eben überall sind und gar nichts kosten). Unsere 250ml-Flaschen stehen jetzt unten an der Treppe, es soll sitzen für 48 Stunden, vermutlich damit sich das Desinfektionsmittel erstmal selbst desinfiziert, keine Ahnung.

Ich mache das ja, weil während der letzten Wochen an allen Läden, ob Supermarkt oder Apotheke, Schilder hängen, dass es keinen “Sanitizer” mehr gibt. Es gibt auch keinen Alkohol zu laufen (Ethanol oder Isopropanol), es gibt keine Pumpflaschen. Also mussten wir erfinderisch werden. Made kam neulich darauf, unsere Vermieterin, die über den Tag immer wieder in den Garten kommt, um im Tempel zu beten oder die Opfergaben zu richten… Sie sagt, sie würden jemanden kennen, der in den Bergen beim Vulkan in der Nähe einer kleine private Palmschnapsbrennerei hätte; er sei ihr Schreiner, der hin und wieder etwas für sie erledigt und ihr auch den Schnaps brächte, da ihr Mann gerne mal einen Schluck nimmt für den Kreislauf und sie den Schnaps für die Opfergaben brauche. Also haben wir das versucht. Wir behalten nur eine kleine Flasche für uns, den Rest wird Ketut, ihr Mann, im Stadtviertel verteilen. Übermorgen bekommt er ihn.

Ich habe gerade noch 10 Liter von dem 96%igen bestellt, sobald der da ist, geht es weiter in der Produktion. Dies nur in Kürze. Uns geht es gut. Das Sozialleben ist überschaubar, aber wem sage ich das?! Es geht uns wie allen, nur dass wir in einem tropischen Paradies sind. Wie lange das noch so bleibt, wissen wir nicht. Jakarta hat heute beschlossen, dass sie Polizei und Militär einsetzen, um das Versammlungsverbot in der Hauptstadt zu sanktionieren, wo es offenbar richtig hapert. Sie haben eben auch sehr viele chinesische Gastarbeiter, die jetzt wieder ins Land kommen… In den 80er Jahren hatte es da sogar Unruhen wegen Hygiene und Krankheiten gegeben. Aber das ist immer noch so weit weg von uns wie Baghdad von Freiburg. Aber klar, man hat hier natürlich Angst davor, was los ist, wenn sich Europäer und Amerikaner, sowie Australier annähernd erholt haben und den Sommer sehen als möglicherweise kurzen Moment, in dem man in Indonesien, besonders in Bali, die Sau raus lassen kann, bevor es im Herbst zu einer zweiten Coronawelle kommen könnte. Bali wäre dem nicht gewachsen. Wir wissen also momentan gar nicht, wie das alles weitergeht.

Wir hoffen, es geht Euch gut, freuen uns über die positiven Signale aus Eurem Teil der Welt, sehen fassungslos die Anzeichen von antidemokratischer Politik bei Ländern, in denen wir dies niemals erwartet hätten, und wir wünsche Euch ein wunderbares sozialdistanziertes Osterfest. Machts gut und passt auf Euch auf. Liebe Grüße, Niklas

Niklas WeißKommentieren