Kochen in Laplapan
Samstag fuhren Sarah und ich mit dem Roller nach Laplapan, das wunderschön direkt oberhalb von Ubud auf einem Höhenrücken liegt. Man muss sich ja vorstellen, dass von den beiden Vulkanzonen nördlich und östich von uns jeweils unzählige Flüsse die Hänge hinabschlängeln auf ihrem Weg zum Meer im Süden. Viele von ihnen kommen hier bei uns vorbei und formane seit Jahrhunderten diese tiefen Schneisen, die unsere Fahrten in und außerhalb Ubuds zu solchen Berg- und Talbahnfahrten machen. Der Fluss, den wir überschreiten mussten, gerade mal 1 km von der betriebsamen Arjuna-Statuen-Kreuzung entfernt, schneidet uns ab von den Reisterrassen in Tegelalang und führt uns stattdessen nach Tepaksirim, östlich von Tegelalang in der Gegend von Bangli. Bis Gunung Kawi, wo wir letztes Jahr die Königsgräber besichtigt haben, gibt es dann auch keinen Weg zurück durch ein anderes Tal. Also heißt es zu wissen, warum man genau wo rumfährt, sonst resultiert das in teilweise großen Umwegen.
Kaum zu glaube, dass wir hier nur 1 km weg sind von dem hektischen Ubud. Aber so ist es hier. Wie dem auch sei, es schlängelte sich hier den Berg hinauf nach Laplapan, einem quasi Straßendorf, wie die meisten hier, die so angelegt sind, dass ein jeder hinter dem Haus direkten Zugang in die Wildnis hat, nicht schlecht.
I-Nyoman (das I- davor bedeutet, dass er ein Sohn ist, also keine Tochter) zeigte uns den ganzen Compound, also das Areal seiner Familie, die in 3.5 Generationen (der Opa ist schon tot) auf eigenem Grund lebt. Im Nordwesten des Anwesens muss der Haustempel stehen, im Westen, nahe am Tempel die jeweils älteste Genration in einem Haus, dann im Südwesten die Jugend (da haben er und seine Brüder ihre Häuser), im Süden die Küche und im Osten das Zeremonienhaus für Hochzeiten, Totenwache und dergleichen, das Eckzahnabschleifen wie den Jugendlichen (ein Ritual der De-Animalisierung)… Mittendrinnen in diesem Fall eine kleine Großküche, natürlich draußen mit vielen Kochstellen, bereit für eine Wagenladung von 30 Touristen, die lernen wollen, Balinesisch zu kochen. Durch die Viruspanik und Einschränkungen beim Flugverkehr ist Ubud ja sehr still dieser Tage. Insofern waren wir beide allein in dem Kochkurs und hatten sicher eine ganze Menge mehr davon als in großer Runde, wie das wohl üblich ist.
Es beginnt mit einer Übersicht der Ingredienzen. Für die Basis-Sauce, die bei allen warmen Gerichten in unterschiedlichen Dosen eingesetzt wurde, gibt es 5 Sorten Ingwer, wobei man Kurkuma hier dazuzählt, sowie den weißen Ingwer, den wilden scharfen Ingwer, den Balinesischen Ingwer und den üblichen Ingwer, Schalotten, Knoblauch, Koriandersamen, Padangblätter, Kafir und Cocos-Öl. Chilli natürlich auch, sowie geröstete Zwiebeln und gerösteten Knoblauch, Chilli-Öl, Salz, Zucker, Pfeffer und anderes Zeugs.
Aber jetzt greife ich schon vor. Nach vielen einleitenden Worten über Balinesische Zuhause und wie man so miteinander lebt, ging es nicht gleich ans Kochen. Nein, zuerst mussten wir lernen, wie man ein Opfer (Offering) herstellt. Nyomans Oma macht jeden Tag 29 von denen für die vielen kleinen Hausaltäre, die Autos und Mopeds, die Treppen, die Straßeneinfahrt, die Parkplätze, den Weg hinten raus in den Dschungel etc. Da hier alles aus Natur gemacht wird und nichts Fertiges zum Einsatz kommt, hieß es für uns also ganz von vorn mit den Opfergaben:
Links sehen wir die kleinen Schächtelchen, die wir aus einem langen Stück Bananenblatt und zwei kurzen mit den kleinen Stäbchen zusammengesteckt haben, worauf dann ein getrocknetes Bananenblatt-Schleifchen sowie vielfarbige Blümchen und obenauf die Pandand-Blätter kommen. Das große ist für die Götter, das Hörnchen machten wir für uns selbst, damit wir das Kochen mit einem kleinen Moment der Andacht, in dem wir uns einfach konzentrieren sollten mit dem Hörnchen in den gefalteten Händen, beginnen konnten.
Als erstes also das Kleinschneiden mit einem scharfen Messer, damit die Elemente der Basis-Sauce fertig sind. Dann wurde Tempo frittiert in Kokosöl, Reise mit Kurcuma gelb gemacht, Langbohnen wurden gekocht für den Salat, die klassische Erdnusssauce wurde mit frischen gerösteten Erdnüssen, weißem Ingwer, Knoblauch, Zucker, Cocosöl, Chilli, Röstzwiebeln usf angebrutzelt, Tuna wurde mariniert, damit wir ihn auf die Stückchen schmieren konnten, die dann Made auf einem Grill mit Kokoskohle finalisiert hat. Kurz und gut, alles zu wiederholen würde schwierig, aber einen Ausschnitt davon haben wir abgebildet, schließlich lag das alles auf 9 kleinen Podesten zu Tisch für uns bereit, damit wir uns den Bauch vollschlagen konnten:
Sicherheitshalber hat Nyoman uns auch noch zwei Ausdrucke der Rezepte mitgegeben. Wer also will, kann gerne nach Details fragen, zumindest wenn er/sie in der Lage ist, weiche Bananenblätter sowie die 3 im Westen unbekannten Sorten Ingwer aufzutreiben. Wir hatten es auf alle Fälle gut. Am Ende kam noch die IBU des Hauses (die Oma), un hat uns einen Haufen dieser kleinen süßen Bananen kredenzt. Eine klasse Familie haben wir da kennengelernt, und ich muss sagen, dass auch diese Art Essen, also es auf die richtige Art und Weise kochen und dann genießen, etwas sehr Besonderes für uns war. Es war zwar zuviel, und wir haben Sophia auch noch eine Megaportion mitbringen können für ihren Sonntag Abend, aber es war wunderbar.
Sophia ist heute abgedüst. Wir hatten ein paar Mal drüber gesprochen. Seit vier Wochen knapp sind wir hier und haben Sophia auch eine Menge gezeigt. Es ist aber auch so, dass es viel mehr Sinn für sie macht, sich jetzt mal eine Zeit lang selbst durchzuschlagen. Also ist sie heute zu den Gillies aufgebrochen, drei kleine Inseln direkt neben Lombok, eine davon eine Partyinsel, die anderen etwas ruhiger. Von dort aus will Sophia sich «treiben lassen», mal sehen, wohin der Wind sie blasen wird; zum Abschied meinte sie noch, es könnte sein, dass sie in zwei Tagen wieder da ist. Glaube ich aber nicht. Hier gibt es soviele Traveller, und gerade auf den Gillies finden sie sich haufenweise, da findet Sophia sicher in Kürze Freunde und viel gute Gesellschaft, vielleicht sogar Reisepartner für andere Richtungen um Bali auszukundschaften. Bei uns gibt es ja seit dem 26. Februar nicht einmal mehr Alkohol, nicht nur keinen Wein, sondern nicht einmal Bier. Und wir gehen zur Arbeit… sind tendentiell abends müde… haben hier schon so viel gesehen… Auf, Sophia, wir sind gespannt, was du uns in ein paar Wochen berichten wirst. Hier ein kleines Bildchen zum Abschied; Ihr machts mal alle gut, wascht stets die Hände, kauft keine Masken und Desinfektionsmittel (es sei denn Ihr brauchts es), fallt nicht in Panik und fühlt Euch herzlich gegrüßt, Niklas