Ein Tag im Museum

Es ist immer gut, jemanden an Bord zu haben, der/die dafür sorgt, dass man auch genug kulturelle Aktivitäten ansammelt. Hier bei uns ist das aktuell Sophia. Abends will sie gerne zusammen mit mir den «Staat» von Plato lesen, ansonsten fragte sie hin und wieder nach Kunst und Galerien, Ausstellungen… als gerade dem Studium Entwachsene ist sie da noch voll drinnen. Gut für uns. Neben der Arbeit und ein paar Aktivitäten um Yoga oder Essengehen etc. steht es uns ganz gut zu Gesicht, dass wir uns in Bewegung setzen. Also hieß es «Auf in Nekas Art Museum». Neka war der Sohn eines sehr erfolgreichen Holzschnitzers in Ubud und so vermögend wie gut vernetzt. Auf Bali sind ja schon früh im 20. Jahrhundert europäische Künstler eingetroffen, die von der paradiesischen Anmut begeistert teilweise auch hiergeblieben sind. Namen wie Walter Spieß, Rudolf Bonnet, Arie Smit, Theo Maier tauchen hier auf. Und natürlich Don Antonio Blanco, von dem als dem balinesischen Salvador Dali wir es schon hatten (letztes Jahr haben wir in seinem Garten einen Teil des Kickstarterfilms gedreht). Einige dieser europäischen Maler sind dann auch hiergeblieben, im Falle Arie Smits bis zum Lebensende. Er war mit den Holländern hier stationiert und nach dem 2. Weltkrieg heimisch geworden. Bei ihm besonders, dass er nach der Lebensmitte eine ganze Generation Balinesen in eine moderne künstlerische Richtung gelenkt hatte, bzw sollte man sagen, dass er bereitwillig alle möglichen Schüler angenommen hat, die bei ihm arbeiten durften und so letzten Endes eine Generation balinesischer Maler entstanden ist, die nicht der Tradition verpflichtet ist. Arie Smit galt dann auch ein ganzer Pavillon bei Neka mit sicherlich 30 Bildern in einem sehr pointilistischen Stil, wie diesem hier.

Der Rundgang des großen Museums am Campuhan, nahe unserer letztjährigen Behausung, beginnt aber mit den Traditionalisten. Bildern, die zumeist Legenden aus den spirituellen oder mythisch-historischen Schriften als Ursprung besitzen oder zB den 37-teiligen Tierkreis, ein unglaubliches Bild, das teilweise an einen witzigen Comic erinnert.

Sodann gibt es wie beschrieben die Legenden oder eben die Allegorien, also die Kreisläufe vom heiligen Berg bis zu den Flüssen und den rituellen Momenten im balinesischenLeben.

Es geht dann quasi sukzessive in Richtungen, die wir natürlich aus dem Westen kennen, z.B. in Form eines leicht romantisierenden Realismus’, ggf auch motiviert dadurch, dass die schönen Balinesinnen, zumindest bis vor ca 30 Jahren, zumeist und außerhalb der Zeremonien nur sehr leicht bis halb-bekleidet herumliefen. Es geht sodann weiter in expressionistischere Übungen im Rahmen des Themas:

Ausgehend von einem Buch des Ehepaares Lydia und Robert Koke, die vor dem zweiten Weltkrieg das erste Hotel in Kuta eröffnet hatten, gab es dann noch eine kleine Fotoausstellung mit Bildern dieses Paares, die aus diesem Buch entstammen, und die uns Bali dann nochmals in einer anderen Form unter die Haut schoben. Gestern Abend mämlich, als ich eine Pizza geholt hatte und dort 15 Minuten lang im Restaurant saß und die Waitresses anschaute, musste ich dran denken, wie diese Mädchen und Frauen frühe mit ihrer Natur und Umwelt eins und verbunden waren (was uns auch die Bilder im Museum zeigen) und wie wir Touristen sie dann in grau-blaue Uniformen (so war das zumindest bei der Pizzaria) gesteckt haben, damit sie uns aufwarten. Das ist nur traurig. Also hier noch ein paar Fotos, alles habe ich einfach mit dem Handy im Museum abfotographiert, die Titel und Künstler habe ich mir im einzelnen nicht aufgeschrieben. Dies ist ja nur ein Über- wie kleiner Querschnitt.

So zum Abschluss noch meine kunstbeflissene Begleiterin (mit neure Haarfarbe). Ihr machts mal gut und passt schön auf Euch auf, viele liebe Grüße von uns dreien, Niklas