Eingewöhnung
Ich muss erst wieder reinkommen in die Berichterstattung aus Bali. Vieles ist diesmal ja so anders. Das Eingewöhnen ist kein Eingewöhnen in etwas sehr Fremdes, sondern etwas sehr Vertrautes. Das kommt auch mit Erwartungen und Erinnerungen. Schön, dass Sophia da ist, denn so macht es umso mehr Sinn, auch wieder auf Entdeckungsreise zu gehen und sich nicht darauf auszuruhen, dass man ja schon soviel gesehen hat. Die letzten Tage ist es zwar heißer geworden, der Regen strömt eher während der Nacht, wir haben uns gestern dennoch aufgemacht, in die 16 km entfernte Kreisstadt unseres Regierungsbezirks, um einfach mal eines der touristischen Ziele aufzusuchen, die hier an allen Ecken und Enden als Tagestrips angeboten werden, einen Wasserfall. Wasserfälle gibt es hier sehr viele. Dieser, Kanto Lampo, den wir uns aus einer Auswahl von dreien, die alle mehr oder weniger zwischen Gianyar und Bangli liegen, schien mir der dekorativste, weil er kaskadierend über eine breite Rampe geht. Leider wird die Schönheit solcher Orte, zu denen man übrigens über viele, viele Treppen hinuntersteigen muss, zumeist deutlich reduziert durch allzuviele lärmende Jungtouristen, die es nicht müde werden, nacheinander in den Wasserfall zu steigen, um Instagram-Fotos zu machen (nervt total). Das Bild oben zeigt demnach auch nur eine Hälfte des Wasserfalls, weil ich einige dieser Idioten nach unten hin abschneiden musste. Die meisten Gewässer auf Bali sind heilig, und gerade bei Wasserfällen verstärkt sich dies natürlich durch die Dramatik und die manifeste Natur, im Bild merkt man das vielleicht nicht so, deswegen habe ich noch ein kurzes Video gemacht.
Wir haben uns dann in der Hitze und etwas geschafft von den vielen Treppen ein organisches Bali-made Eis am Stiel gegönnt und sind auf dem Weg zurück nach Ubud noch in den Goa Gajah-Tempel gegangen, immerhin mussten wir die neuen Sarongs mal ausprobieren und diesen Tempel hatten auch Sarah und ich bislang noch nicht gesehen. Ca 4 km vor Ubud oberhalb eines Flusses gelegen und in den Dschungel entlang des Flusses hineinreichend ist das spirituelle Zentrum des Goa Gajah eine alte Grotte, die quasi zu einer Krypta mit drei Schreinen in T-Forma ausgebaut ist. Da drinnen war es extrem heiß und durch vollständig mit Räucherstäbchen ausgestattete Schreine ohne Be- oder Entlüftung ganz schön diesig. Außerhalb gab es Bassins für Wasserrituale, sowie noch einige Schreine, eine ganze Menge heiliger Bäume und im weiteren Verlauf noch einen kleinen waldigen Buddhatempel.
Sarah war es zu heiß geworden, sie hatte zudem ihren Tag um 4 Uhr morgens und einer Yogaklasse begonnen, insofern war sie schon vorausgefahren. Sophia und ich streiften dann noch zu dem Buddhatempel und hindurch auf einem kleinen Dschungelweg, vorbei an weiteren kleinen und teils verfallen Wasserheiligtümern, und verfolgt von einer Armee Moskitos. Im Dschungel hinter dem Tempel fanden wir dieses wunderbare Wurzelwerk sowie einen Seerosenteich, der für Hochzeitsrituale verwendet wird, zumindest war das eventuell einer lakonischen bemerkung eines frustrierten Balinesen, dem wir irgendwas nicht abgekauft haben, zu entnehmen.
Heimgekommen waren wir alle hungrig und probierten eine neue Zutat aus der balinesischen Küche aus, eine Paste, aus der die berühmte Erdnusssauce gemacht wird. Das zusammen mit etwas Kürbis und (wir denken) Spinat vom Biomarkt, Knoblauch angebraten und mit Pasta gegessen, dazu ein großer Salatteller mit Bohnen, Ruccola, Gurke und Radieschen. Die Spinatfrage kam auf, weil unsere drei offenbar an Spinat gewöhnten Wasser-Schnappschildkröten, die in einem kleinen Teich vor unserer Küche leben und jeden Tag ein wenig weiter aus ihrem Bad rauskommen (was wir etwas unheimlich finden), die Reste dieser Pflanze schlichtweg nicht aßen. Made, unsere Vermieterin meinte nur, das sei ja auch kein Spinat. Ich denke mal, es löst sich dahingehend auf, dass unserer nicht der tolle balinesische Wasserspinat ist, den Made so gern mag (und ihre Schildkröten auch), sondern einfach nur Spinat, denn unter dem Namen hatte ich ihn auf dem Biomarkt auch erworben. Hier noch ein paar Bilder von unserem Zuhause in Ubud, erst eine der Schildkröten, die kleinere, dann ein paar Ecken unseres Gartens, der sehr gepflegt ist und auch gut besucht wird: 3 Hunde, Katzen, Eichhörnchen und die Familie unserer Vermieter, die hier ein- und ausgehen, schließlich beten sie in dem Tempel, pflegen alles und fegen die Wiese zweimal am Tag. Natürlich bringen sie auch Opfergaben zum Tempel, unserem Haus und unseren Rollern. Wir haben uns schon daran gewöhnt.
Heute ist Sophia früh aufgestanden, um in die am weitesten entfernte Yoga-Schule zu fahren, die noch hinter Gunung Lebah liegt, also gegenüber dem Campuhan-Hügel. Sarah ging zum Yoga ins Center, ich zur Arbeit. Wir alle treffen uns wieder um 16 Uhr, um nahe unseres alten Hauses einen Kaffee bei Ari zu trinken, die früher im Roots gearbeitet hat und jetzt eben dort im Bumi Café, und dann bei Putri zur Massage zu gehen, alle drei. Putri ist massiv gewachsen, es ist der Laden, über den ich einen der ersten Berichte geschrieben hatte damals. Nun ist er kaum wiederzuerkennen. War das früher eine kleine Gasse, die zu einer kleinen Oase der Ruhe geführt hat, fast schon versteckt, so ist das heute ein großer Eingang zu einem Bar-/Loungebereich, so groß wie ein kleines Restaurant, wo in alle Richtungen Wege abgehen zu den Massageräumen, je nachdem was man vorhat. Wie wenn das Putri explodiert wäre… hoffentlich ist es noch so gut wie damals. Jetzt aber auf zu den Gartenbildern, wir finden ja, dass die Vermieter das richtig schön hingekriegt haben.
Soweit für heute, ich muss jetzt noch ein bissel arbeiten. Ihr machts mal gut, passt schön auf Euch auf, viele liebe Grüße aus den Tropen, Niklas