Die Midlands

Im Yorkshire Dales National Park

Natürlich dürfen wir nicht allzu überrascht sein — seit einigen Tagen bereits gab es genug Warnungen und genug Hinweise darauf, dass Britanien ein kühles Land ist, insbesondere wenn man in nördlicher Richtung reist. Wir dachten, das mag ja so sein, aber sicher übertreiben die Leute, immerhin ist Mitte August… sie haben nicht übertrieben, es ist frisch, um die 13-14 Grad, und es regnet in Strömen.

Gestern früh haben wir Alicia zum Zug gebracht und sind dann von Halesworth gestartet, erst nach Westen, Richtung Cambridge. Wie mehrfach berichtet, sind wir nicht so begeistert von Campingplätzen an sich als Lebensraum, selbst wenn wir wissen, dass Campingplätze für unsere Spezies die mit dem Van unterwegs ist geschaffen wurden. Unsere Freundin Karin hatte unlängst, als wir sie und Mary im Elsass trafen, von Landvergnügen und France Passion gesprochen. Das sind clevere Projekte, die frustrierte Campingplatzverweigerer mit regionalen Wirtsleuten, Bauern oder anderen Kleinunternehmen verbinden wollen. Hat man die Bestandliste für ein Jahr gekauft, bekommt man einen Aufkleber, mit dem man sich zB für Frankreich als Mitglied ausweist. Im Buch oder auch online kann man dann schauen, wo man gerne sein möchte und was man gerne kennenlernen möchte. Z.B. fahre ich an die Loire und würde die Nacht gerne auf einem Weingut stehen. nachgeschaut im Buch und hingefahren ist schnell erledigt. Man begrüßt die Leute (die natürlich auch Mitglieder des Projekts sein müssen) und dann darf man da 24 Stunden lang kostenlos stehen. Der kostenlose Stellplatz ist aber nicht das, worum es primär geht, sondern eben, dass man dort dann auch isst oder eine Weinprobe macht, oder mit den Leuten ins Gespräch kommt. Eine schöne Idee, die wir eben jetzt auch in England umsetzen wollten. Da wir keine Postadresse haben, kam uns der Zufall zur Hilfe, als wir die englischen Betreiber von Britstop anschrieben. «Wenn Ihr zufällig in der Nähe seid, dann kommt doch schnell vorbei!», also besuchten wir das nette Paar in Cambridge und holten uns unser Buch und ein paar freundliche Tipps.

Gemäß unseres Radius, was wir auf den mickrigen britischen Straßen pro Tag fahren wollen (und schaffen), entschieden wir uns, gestern dann bis in die Gegen von Nottingham oder Sherwood Forest zu fahren, wo wir am Nachmittag auch ankamen und mit dem Rocco einen hübschen Spaziergang im Robin-Hood-Wald hatten, nicht spektakulär, aber schön, wobei mir auffiel, dass er wirklich nicht mehr sehr groß ist:

Kurz nach dem Sherwood in Richtung Mansfield erwartete uns unser erstes Britstop-Ziel, angesichts dessen wir doch ein wenig überrascht waren. Nach dem Gespräch in Cambridge und in Betrachtung der vielen tollen Möglichkeiten, die diese Reiseform hat, waren wir kaum vorbereitet, am späten Nachmittag dann am Rande eines Dorfs auf dem Parkplatz eines ziemlich runtergrockten Jugendclub/Spielhölle/Hipster-Punk/Pubs zu landen. Im Buch hatte das so anders geklungen: «Micro-Brewery, Event-Center, Venu…», aber gut, haben wir uns also nach einem kurzen Abarbeiten der wichtigsten eMails da hineingestürzt und sind von einer richtig dicken asthmatischen Bulldogge begrüßt worden, sowie ein paar zwielichtigen Gestalten, die die Bar umsäumten. E-Gitarren standen und hingen überall herum, ein Mischmasch von Möbeln, Billardtischen und Zielscheiben, eben ein Ort um einfach so abzuhängen und den Alkoholpegel zu pflegen

Blick auf die Bar — allzu offensichtlich wollte ich nicht rumfotografieren

Abends gab es Brokkoli und Bulgur

Den ganzen Abend über war das ein ziemliches Kommen und Gehen. Ich denke mal, Bier floss in Strömen. Wir sind allerdings zeitig zu Bett, so ganz stimmte genau dieses Erlebnis auch nicht für uns. Also entschlossen wir uns, heute wieder einen Campingplatz anzusteuern, da Frischwasser aufgefüllt und Grauwasser geleert werden muss. Unser Radius wies diesmal in Richtung Yorkshire, nördlich von Leeds. Von gestern zu heute müssen wir dann auch irgendwo die Grenze zwischen Sommer (in einem nicht so warmen Land) und Herbst überschritten haben — seit wir in Yorkshire sind, hat es geregnet. Aber schön ist es hier, wellig, mit vielen Flüssen, wunderbaren riesigen Anwesen und Schafen. Anbei ein paar wenige Bilder, stets nur kurz die Kamera raus und abgedrückt. Es plätscherte förmlich, insofern wird das heute auch nicht mehr besser. Aber es gibt vielleicht einen Eindruck.

Morgen werden wir dann hoffentlich Schottland erreichen, zumindest aber den Hadrianswall hinter uns lassen und eventuell in Northumberland bleiben, mal sehen was wir da für Optionen in unserem neuen Reiseführer finden.

Ihr machts mal gut uns passt auf Euch auf, viele liebe Grüße, Niklas

Unser Van steht hinter diesem Haus über den Fluss