Mühsamer Auftakt
Am Bohinj-See in Slowenien
Jetzt hat es ja etwas gedauert, bis hier wieder ein Bericht erscheint. Der Übergang vom schönen Bali zum Beginn unseres Van-Lebens war durchaus mühsam. In den Wochen seit Ananda fand der Rückflug statt, gefolgt von einem glücklicherweise kurzen Thrombose-Verdacht (bei sehr miserabler Krankenversicherungssituation) sowie das Abholen des Wohnmobils in Albstatt, der Einbau einer hochpotenten Solaranlage, die Feststellung von sehr vielen Mängelns und eines völligen Verbautseins beim Van, aber eben auch viele schöne Wiedersehen in Freiburg und am Bodensee.
Am Donnerstag letzte Woche sollte es dann endlich losgehen. In den verrückten Temperaturen zuvor hatten wir im Schweiße unseres Angesichts das Auto gereinigt und eingerichtet, möglichst gescheite Orte für unsere Sachen zu finden versucht, aussortiert und uns seelisch vorbereitet, erneut Abschied zu nehmen. Kaum losgefahren, nach 10 Kilometern auf der A5, sind wir nur kurz rangefahren, um den Router auszuschalten, dann sprang das Auto nicht mehr an. So hieß es also, die Versicherung kontaktieren, um festzustellen, dass wir lediglich fürs Ausland einen Schutzbrief haben — also ADAC angerufen voller Sorge, aber glücklicherweise war ich durch irgendeinen Zufall dort noch Mitglied. Sie schickten also jemand, Sarah und Rocco wurden abgeholt und nach 1.5 Stunden konnte ich nach Krozingen in die Ford-Werkstatt fahren. Am Freitag mittag, 550 € ärmer und im Besitz einer neuen zweiten Batterie, probierten wir es erneut und fuhren über die Schweiz ins schöne Österreich. Unterwegs fiel allerdings schon auf, dass Ford Krozingen uns keinen großen Dienst erwiesen hatte. Nach kurzem Halt auf einem Parkplatz (Rocco Pinkelpause) klang der Anlasser wieder sehr müde und gequält; das Auto sprang zwar dann an, aber seitdem hatten wir große Sorge, sobald es zu einem Halt kam. Meistens machten wir diese ersten Tage das Auto unterwegs gar nicht mehr aus und blieben Nachts auf Campingplätzen mit Stromanschluss, um alle Batterien nachzuladen.
Im Klostertal vor dem Arlberg
Wir hatten es bei traumhaftem Wetter natürlich trotzdem schön auf einer lauschigen Wiese vor dem Arlberg, kochten unser erstes Van-Gericht (nichts Besonderes) und versuchten standhaft auszublenden, dass wir mit einer totalen Gurke unterwegs sind und es früher oder später einer Lösung bedarf. Dazu kommt natürlich, dass wir mit der Aussicht, nun monatelang im Van zu leben und zu arbeiten, mitten in einem Gewöhnungs- und Organisationsprozess drinnen steckten, der uns auch ganz schön forderte. Mit Hund dazu und durchaus mediokrem Kühlschrank bei großer Hitze … Van-Leben erfordert große Ordnung und dass die Dinge möglichst alle am rechten Platz sind. Jetzt ist das Auto nicht klein und auch nicht über die Maßen praktisch aufgeteilt, bis heute sind wir am Schieben, Ändern, Umorganisieren und noch nicht am Ziel.
Von Österreich ging es über die Brennerautobahn in die Dolomitenregion. Das Fehlen der Klimaanlage, was uns im Januar, als wir den Bus kauften, noch nicht so dramatisch erschien, wurde mit jedem Kilometer spürbarer. Zusammen mit der Sorge, dass wir erneut nicht starten könnten, war die Laune natürlich ganz oben. Aber wir erreichten in der Region Monte Grappa den wunderschönen Stausee Lago di Corlo, an dessen einer Seite ein sehr schöner Campingplatz mit eigenem Badestrand gelegen war, wo wir uns einmieteten und zwei Tage blieben (immerhin mal einen Tag keine Sorge wegen Anspringen). Dort konnten wir uns zum ersten Mal ein wenig installieren, mit Wäscheleine, Schattenspendern, Markise. Auch der Genuss von lauwarmem Weißwein war am zweiten Tag erträglicher als noch am ersten. Das Wasser des hoch gelegenen Sees war bei der Ankunft noch sehr kalt, denn es herrschte viel Wind, am nächsten Tag aber wurde es sehr schön, immer noch erfrischend aber wärmer und super sauber.
Lago di Corlo im Altopiano di Grappa
Am Montag, den 1. Juli, ging es früh weiter zur Arbeit in Vicenza, wo wir die Geschäftspartner der Druckerei Graphicom trafen und intensiv 2 Tage lang mit Ihnen an den Projekten für Kuwait arbeiteten, Lieferanten besuchten, Probleme diskutierten und Preise besprachen. Die Zahl meiner royalen Großaufträge (ohne die Trees) ist mittlerweile auf 5 gestiegen, da gibt es schon einiges zu besprechen. Und um ehrlich zu sein, diese Sachen vom Bus aus zu handhaben, fällt mir noch schwer. Aber ich werde mich schon daran gewöhnen. Für die zwei Nächte in Vicenza fanden wir einen schönen Agritourismo hinter den Berica-Bergen beim Lago di Fimon, einer Pfütze, die wir nicht einmal gesehen haben. Aber der Bauernhof war schön, hatte vier Plätze direkt am Rand eines kleinen Ortes und hinter dem Auto ging es ins Feld, wo wir Rehe und Hasen hoppeln sahen, eigentlich bei jedem Spaziergang. Am ersten Abend war es noch so heiß, dass an Schlaf kaum zu denken war, und wieder fühlte sich das komisch an, aber ganz heftig war das erst am zweiten Abend, wo ein Monstergewitter direkt über uns tobte, mit Hagelkörnern in der Größe von Wachteleiern, die von der Seite und von oben auf uns und den armen Bus mit aller Wucht prasselten. Rocco bibberte um sich, Sarah und ich bibberten um das Auto und die Solaranlage, die dem Ganzen direkt ausgesetzt war. Am Ende war es die Dachluke, die draufging.
Was unser anderes Problem mit dem Bus angeht, so haben unsere Freunde einen Klasse-Betrieb gefunden, wo man sich des Problems nochmals angenommen hat und den defekten Anlasser erneuert sowie einige sehr schlecht verbundene Kabel zusammengeführt hatte. Wieder 400 € ärmer, aber nun endlich mit einem Auto was bislang immer einwandfrei angesprungen ist, konnten wir dann am Mittwoch Vicenza verlassen und sind über das Friaul nach Slowenien gefahren. Diese Gegend im Bereich der Julischen Alpen ist traumhaft schön. Sarah und ich kennen sie auch schon ganz gut, da wir viele Bücher in Slowenien gedruckt und zumeist die Chance genutzt haben, ein-zwei Tage dranzuhängen und das Land etwas zu erkunden. Insofern wussten wir auch, wohin wir wollten, nämlich an den Bohinj-See in der Nähe von Bled, in einem tiefen Tal unter dem Triglav mit einem ganz eigenen Zauber.
Gestern hatten wir ein Kanu geliehen und sind quer über den See zu einer ruhigen Stelle gepaddelt um zu schwimmen
Natürlich ist Hochsaison, und natürlich ist wild campen verboten. Wir also auf den Campingplatz, der total voll ist. Es gibt dummerweise auch keine Parzellen, sondern es heißt lakonisch: Sucht Euch was und stellt Euch irgendwie hin. Insofern stehen wir auch irgendwie krumm und schief, gerade so, dass wir eher aufeinander rollen, wenn wir schlafen und nicht aus dem Bett purzeln, aber das Öl in der Pfanne, sowie unvorsichtig hingestellte Gläser in der Küche sprechen eine deutliche Sprache von einer echten Schieflage. Wir finden es mühsam, unter all den Urlaubern und so voll. Es wird echt noch eine Zeit lang dauern, bis wir wissen, was wir tun müssen, damit der Alltag mit eben auch der notwendigen Arbeit irgendwie funktioniert. Zudem merken wir seit Bohinj deutlich, wie heikel es mit den Temperaturen ist: Bislang haben wir stets geschimpft, dass wir schwitzen, kaum hier angekommen, hatte es erst einmal geregnet und es war auf 14-16 Grad runtergegangen, der Boden schlammig. Und sofort greift das die Moral an, denn in Minuten wird der Van schmutzig, man weiß nicht wohin mit sich und den Dingen, wenn man das Draußen nicht mitrechnen kann und frieren tut man dann auch. Natürlich ist, kaum dass das Anlasserproblem behoben worden war, das nächste Teil verreckt: der Kühlschrank. Seit vorgestern arbeitet er zwar und produziert viel Wärme nach draußen, drinnen wird es aber nicht mehr kühl. Heute früh mussten wir selbst das kleine Stück Huhn, was wir dem Rocco gekauft hatten, wegwerfen, da verdorben. Wir haben also die nächste Baustelle. Aber gut, wir nehmen es mit Sportsgeist, zumindest versuchen wir es. Gestern Nachmittag wurde es hier sehr schön und wir haben das Schwimmen sehr genossen. Heute früh um 6 bin ich mit dem Hund raus, es war ganz neblig und sehr magisch an dem Fluss, der den See speist, wie in einem Märchen. Hier ein paar Bilder dazu. Drückt uns die Daumen, dass das mit dem Kaputtgehen nicht so weitergeht, machts selbst auch gut und passt auf Euch auf, viele liebe Grüße, Niklas