Ausklang
Terrasse in den Ananda Cottages in Ubud
Es ist also soweit. Heute morgen haben wir Lembongan mit dem Schnellboot verlassen, haben unserer bewährten Motorroller ein wenig vollgeschissen, wenngleich gut gelaunt auf dem Parkplatz in Sanut vorgefunden, sogar der Smartphone-Halter war noch dran, mit dem ich navigiere. Im dichten Frühverkehr ging es dann nach Ubud, wo, dank Sarah, zum Ausklang dieser wunderbaren Zeit noch ein besonders schöner Ort auf uns wartete, denn wir haben uns in den Ananda Cottages einquartiert.
Ein kleiner Weg zwischen den Hütten durch die Reisfelder
Hier findet statt, was ich schon oft beschrieben habe: Das Besondere an Ubud ist, dass der viele Verkehr und die Hektik, die Touristen und die ganze Geschäftmacherei dann doch nur eine schnell entstandene Fassade ist. Ubud ist so alt und war sicher immer traumhaft schön. Wie mehrfach beschrieben, war es vor 30 Jahren noch ein reines Paradies, ziemlich unentdeckt und ganz im Bann anmutigster Schönheit, Ruhe und voller Kunst sowie Kunsthandwerk. Ein Ort, wo die Insel der Götter ihr Herz lokalisiert hat. Die Entwicklung der letzten 30 Jahre und insbesondere der Hype seit Eat, Pray, Love, dem Film über die unglückliche amerikanische Aussteigerin, die nach unangenehmer Trennung erst nach Rom geht und ihren Gaumen entdeckt, sodann nach Indien und zu ihrer Spiritualität findet, letztlich nach Ubud, um zu lernen, wieder zu leben und zu lieben. Seit dem Film ist hier der Teufel los, rasant und kaum zu bremsen. Die Regierung träumt bereits davon, den Tourismus demnächst noch zu verdoppeln… aber dennoch: Wir sind hier ca 800 Meter oberhalb unserer letzten Bleibe, die Camuphan-Road entlang, wir sind weniger als 2 Minuten zu unserem Hüttchen gelaufen und dennoch quasi mitten in einem fein gepflegten Reisfeld. Direkt vor dem Fenster gibt es welche zur Schau, aber gleich hinter dem Pool, an dem Sarah sich gerade ihrer Lektüre hingibt, geht es rein in eine kaum endliche Landschaft mit tief grünen Reisfeldern voller witziger Vogelscheuchen, uralten Banyanbäumen, kleinen Wegen, die weiter zu noch ruhigeren Ecken und einem Yoga-Raum mit offenen Seiten führen, in dem eben Sarah vor ein paar Wochen morgens um 4 Uhr Übungen mitgemacht hatte und auf die Idee gekommen war, dass wir Bali genau hier ausklingen lassen sollten.
Eine typische Impression auf dem Weg nach Ubud
Wir haben nicht mehr viel vor hier. Der Abschied drückt und dräut bereits aufs Gemüt, aber wir freuen uns auch sehr, die Heimat und unsere Lieben wiederzusehen. Bali nach 2 Wochen zu verlassen, ist sicher schwer, es aber zu verlassen, nachdem es über Monate ein Zuhause geworden ist, ist schon eine anstrengende Übung. Es gibt hier, außer einigen Menschen, die uns abgehen, eigentlich nichts, was wir nicht mochten. So oft sagt man doch nach einer schönen Reise, dass endlich dies …. oder gottseidank wieder das… zuhause auf einen wartet. Aber wir haben ja keines mehr. Die Wohnung ist ausgeräumt und vermietet. Noch nicht einmal der Van, der für die nächsten 8 Monate unser Zuhause werden soll, ist da — ich muss ihn erst holen. Aber es wird schon. Zuerst freue ich mich auf einige Wiedersehen, dann eben aufs nächste Abenteuer. Hier ist wie gesagt nicht mehr viel zu tun. Wir müssen gleich zurück ins Roots um unser schweres Gepäck zu holen. Die letzten drei Wochen sind wir ja mit den beiden Rollern und jeder nur zwei Rucksäcken ausgekommen. Die Koffer blieben hier. Sodann müssen wir Sarahs Roller in Peliatan abgeben, also am Ende von Ubud, vielleicht dort, da ist ja unsere Bank, noch ein wenig Rupien holen für heute, morgen und Montag. Um 17 Uhr habe ich noch eine Online-Konferenz mit Kuwait über die drei neuen royalen Projekte (eine Idee für die Zukunft zeigt sich bereits eingespurt: ich mache einfach nur noch die ganz großartigen Sonderprojekte); gegen 6 oder halb sieben wollen Sarah und ich nochmals ins Bridges, den prächtigen Laden unten bei den Brücken, wo der französische Sommelier arbeitet und wir unser Jubiläum gefeiert haben. Abendessen dann im Roots, gerade auch, damit wir uns noch von den netten Mädels dort verabschieden können.
Jerome, der französische Photojournalist, der für den Stern an einer Story über Digitalnomaden arbeitet, und der mich als sein Beispiel des seltenen Typus eines Boss-Nomaden für seine Geschichte ausgesucht und interviewed sowie fotografiert hat, ist noch hier. Er rief gestern an und war ganz begeistert, weil das National Geographic Magazine ihn in den erlauchten Kreis seiner Photojournalisten aufgenommen hat (Riesenehre!) und kündigte mir an, dass er unbedingt unseren Abschied von den Mädels sowie von Ubud allgemein mit in die Story aufnehmen will. Er wird dann heute Abend auch mit von der Partie sein. Offenbar war er ein paar Mal im Roots essen, während wir weg waren und die Mädels haben von uns irgendwie geschwärmt…
Und noch eine…
Morgen werden wir das hier nochmal intensiv genießen, nachmittags bin ich auf ein Bier mit einem Neuseeländer verabredet, den ich kennengelernt hatte in Ubud. Er hat auch ein Kickstarterbuch gemacht, Seines Zeichens Fotograf, ist er mit ein paar Freunden in einer türkischen Möhre von Istanbul bis an die chinesische Grenze gefahren, entlang der Seidenstraße und hat einen schönen Bildband daraus gemacht. Kasachstan hat es ihm angetan. Er ist nun selbst auf dem Sprung, denn dort will er in einem alten Bus, den er sich in Georgien kaufen will, zukünftig leben und irgendeine Art touristisches Business aufbauen. Ich habe sein Buch bereits einem deutschen Verlag angeboten, damit wir vielleicht eine deutsche Ausgabe daraus machen. Ich würde das selbst übersetzen und gestalten. Atep, der kleine Indonesier, der für mich hin und wieder Grafikarbeiten gemacht hatte, den ich aber zukünftig eher für reine Illustration einsetzen werde, ist auch auf dem Sprung. Er hat gelesen, dass in Kathmandu ein Cowork-Space aufgemacht hat, da will er demnächst hin. Eventuell treffe ich morgen noch eine Julia, die für uns von hier aus Korrekturlesen will. Das hatte ich mal vor ein paar Wochen ausgeschrieben im Hubud und bin letztlich zu einer Auswahl von drei Deutschen Dmane gekommen, eine aus Canggu, eine aus Ubud und eine aus Chang Mai in Thailand. Es hat was, über die vielen Netzwerke, die in Asien zur Verfügung stehen, auf solche Pools von Talenten zugreifen zu können. Ich selbst bin auch schon gefragt worden, ob ich nicht als Deutschlehrer arbeiten will… “Die Arbeit verändert sich” — das Motto des Hubud, und da ist etwas dran. Es werden immer mehr Menschen, die ihr Heil in einem Lebensmodell suchen, das eben nicht das heimische Nest sondern die Welt als Spielwiese betrachtet.
So, jetzt müssen wir uns aber um die Koffer kümmern und den Roller. machts gut und passt auf Euch auf, viele Grüße, Niklas