Von der Insel auf die Insel

Unser D-Day heute früh, anders herum

Bali ist ja eine Insel. Da wir heute früh für 4 Nächte unser Quartier räumen mussten (es war vorab anderweitig vermietet), hatten wir uns entschlossen, von unserer Insel auf eine kleinere Insel umzuzihen, nach Nusa Lembongan. Lembongan und Cenningan sowie Nusa Penida sind drei Inseln, Penida die größte, die südlich von Bali, in ca 1 Stunde mit dem Schnellboot erreicht werden können. Wir wurden früh um 6:30 abgeholt, kamen in ein Sammeltaxi und wurden nach Sanur, einen Strand in Denpasar gebracht, wo wir an demselben auf unsere Verklappung ins passende Schiff warten mussten — neben vielen anderen. Wir waren müde, und ehrlich gesagt, kamen wir uns eher vor, wie inmitten einer Evakuierung als wie beim Aufbruch zu einer paradiesischen Insel. Aber gut.

Immerhin haben wir nun endlich mal den Vulkan ganz frei gesehen. Wieder einmal macht das Weitwinkel alles kleiner; auf dem Bild Nummer drei sieht man ihn ganz gut, und mittlerweile ohne Rauchwolke. Angekommen, wurden alle Touristen, denn diese Tage hier sind definitiv rein touristische, in kleinen Pickups zu ihren Unterkünften gebracht. Wir haben ein kleines Holzhäuschen in einer direkt am Strand gelegenen kleinen Anlage. Von der Straße sieht man sie nicht. Am Ende von Lungugbatu, der “Stadt” auf Lembongan, direkt neben dem Mangrovenwald, sind die Warungs und Bars am knapper werden. Es gibt nur noch ganz kleine Läden mit ein bis zwei Regalen. Einheimische kleine Minisiedlungen und “Anlagen” gehen ineinander über. Verlassen wir die kleine, staubige Straße, neben einer grauen Mauer und nach einer reinen local Warung, denn kommen wir an einheimischen Hütten vorbei, die hinter dem Haus in sandigen Höfen die Bettwäsche der Anlagen auf den Weischeleinen hängen haben, dazwischen Hühner und Hunde. Hier mal etwas Müll, da Baumaterial, kommen über einen kleinen freien Platz mit allerhand Mopeds und rein geht es in unsere kleine, dörfliche Ansammlung von Holzhütten. Gegen den Strand hin eine kleine Rezeption, ein paar Liegen und Schirme, ein kleiner Pool und eine Bar.

Unser erster Weg gestern war der in Richtung Mobilität. Hier ist es eine ganze Ecke heißer als in Ubud. Wir werden tagsüber sicher nicht so viel herumlaufen, also haben wir uns einen Roller gemietet. Ist teurer als in Ubud, aber ok. Wir sind dann gleich auf einen ersten Erkundungstrip gefahren, da Sarah und ich noch nie auf Lembongan waren. Hier mischt sich alles, was wir von der Hauptinsel kennen, mit dem Thema Meer, also einer Menge kleiner Fisch-Grills, kleiner Bars, staubiger Straßen in salziger Brise, dem — der Größe der Insel geschuldeten, ständigen Blick aufs Wasser. Es dauerte ca 25 Minuten, einmal um die Insel herumzufahren. Erst über den Ort, sodann eine Erhöhung mit Panoramablick, zu einem ersten Wahrzeichen, der Dream Beach und Devils Tear unten an der Ecke, wo wir den Scooter abstellten und es uns auf einer schönen Terrasse gemütlich machten.

Alles ist hier etwas teurer als drüben. Sicher weil es dann noch mal eine Ecke mehr Mühe macht, alles hier rüberzuschaffen — wahrscheinlich aber einfach auch, weil man es tun kann. Die Aussichtspunkte sind sensationell und die Insel ist noch nicht total durchentwickelt. Es gibt noch nicht soviel Konkurrenz auf einer breiten Linie, dass sie die Preise regulieren würde. Insofern ist hier alles durchschnittlich 20 Prozent teurer bis eben doppelt so teuer. Dafür ist es aber auch leerer als bei uns auf Bali. Hier Dream Beach, die Hochsaison ist bereits am Losgehen.

Der Blick der Terrasse eines Restaurants

Anders als in Ubud ist es hier vergleichsweise schwierig, vegetarisch zu essen, wie Sarah gestern gleich feststellen musste. Man findet kaum etwas, und klein ist auch das Verständnis in den Gesichtern der Bedienungen. Also hatte Sarah eine Margarita mit eher Flaschentomatensauce, zumindest vom Geschmack her — ich hatte eine Handvoll Sushi-Rollen mit Lachs und Thunfisch (und war sehr zufrieden). Abends waren wir in unserem Viertel aus, da gab es dann wenigstens ein indonesisches Gericht mit gegrilltem Gemüse und Tofu, während am Straßenrand ein Tintenfisch für mich auf dem Grill lag. Als Nichtvegetarier hat man es hier leicht!

Unser Strand

Wir waren gestern den ganzen Tag lang müde — nicht nur wegen der frühen Abfahrt, schließlich stehen wir ja immer so früh auf. Wir hatten kaum Schlaf gefunden während unserer letzten Nacht in Ubud, da wir neue und nachtaktive amerikanische Nachbarn bekommen hatten, die bis 4 Uhr morgens Krawall gemacht hatten. Da alles doch sehr verdichtet ist, fühlte es sich an, wie wenn die alle um unser Bett herum lärmten und führte zu unserer ersten Beschwerde. Gestern waren wir dann hier im Meer baden und haben uns die Füße an den Korallenbrocken malträtiert, aber dennoch ist es immer herrlich, in türkisenem Wasser die Brandung zu erleben. Am Nachmittag hat sich Sarah ausgeruht, ich bin ein wenig zwischen Pool und unserer kleinen Terrasse hin und her, habe meine Bilder sortiert und hier und da auch ein wenig geruht. Moskitos gibt es nicht, aber Sandflöhe, die beißen höllisch.

Im Inneren der Insel, nach dem Mangrovenwald

Der Weg zurück von Dream Beach führte uns an der gelben Brücke vorbei, die Lembongan mit Cennigan verbindet. Sie war sehr voll und eigentlich zu schmal für zwei sich begegnende Scooter, zudem waren gerade Busladungen von Chinesen angekommen. Das war zuviel für uns, also sind wir in den Mangrovenwald geflüchtet und sicher 10 Minuten durch wilde Wälder gefahren. Die Mangroven selbst muss man sich erlaufen, eigentlich sogar mit einer Führung; es scheint so ein Deal zu sein, an dem der eine oder andere dann eben noch ein wenig verdienen kann, wie das Rausfahren zum Schnorcheln — wir wissen noch nicht genau, welche bezahlten Aktivitäten wir hier machen. Aber allein die Fahrt durch den tropischen Wald war herrlich in ihrer massiven Verwaltung sicher aller möglicher Grüntöne. Wir kamen aber auch an den massiven Zeichen der unschönen Folgen von Zivilisation und erfolgreichem Tourismus vorbei. Kurz nach den Mangroven fanden wir genau gegenüber diesem schönen Baum, auf der anderen Landstraßenseite eine angekokelte Müllkippe. Beschämt haben wir sie besichtigt, haben wir doch auch Anteil daran, dass diese Probleme existieren. Gerade auf einer kleinen Insel sind wir natürlich sofort damit konfrontiert: wir haben kein gefiltertes Wasser mehr aus dem Hahn, sondern müssen Plastikflaschen verwenden. Eine Stelle haben wir gefunden, wo wir für 5000 Rupiahs eine Wasserflasche auffüllen können, aber die liegt 15 Minuten mit dem Scooter entfernt. Was kann man da denn tun, da wir selbst Zähne putzen nur mit Plastikflaschenwasser können.

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Der Rückweg brachte uns dann durch kleine Dörfer mit holprigen Wegen wieder an die Küste und auf den Küstenweg. Hier fanden wir, wie von Bali gewohnt, wieder eine Menge heiliger und riesiger Bäume, um die Tempel herumgebaut worden waren. Jeder einzelne von ihnen, die wir entlang des Weges sehen, berührt mich stets, haben diese gewaltigen Wesen doch soviel Persönlichkeit.

Dieser Tempelbaum ist dann auch bereits kurz vor unserer Bleibe. Wie beschrieben, waren wir dann zuhause und haben abends nur einen kurzen Trip zu einer Fischbar gefunden und haben Bier getrunken. Der Sonnenuntergang war ein Träumchen, die Nacht gut — zuvor hatten wir den Abend noch auf einem Bohnensack am Strand mit einer Flasche Bier ausklingen lassen. Machts gut und passt auf Euch auf, liebe Grüße, Niklas