Erster Drehtag für die TREES
Mittwoch war ein großer Tag für das Trees of the Planet-Projekt. Wir haben hier in Ubud parallel mit Sarah und Inhar Lozano Urgarte, meinem baskischen Video-Künstler, die gesprochenen Stellen für unser Kickstartervideo aufgenommen und Videos gedreht, während zuhause am Haselschacher Buck bei Alt-Vogtsburg zwei aus meiner Freiburger Mannschaft mit einem Filmer aus Siensbach und dem Prototypen der großen Buchausgabe Drohnenvideos gedreht haben. Leider nicht am Donnerstag, wie sich nachher rausstellte, aber so ist es eben mit dem Wetter. Der Prototyp meiner Sammlerausgabe (mit einem Buchstativ) war ein paar Tage vor unserer Abreise fertig geworden. Leider konnte ich ihn nicht hierher mitnehmen, wir hatten ja nur 30 Kilogramm Bordgepäck und je einen Koffer. Insofern war es eine lang dauernde und mühevolle Prozedur, zu warten, bis im Schwarzwald das erste frische Grün rauskommt, einen Ort zu finden, wo gefilmt werden kann, mit Weitsicht, Wald und Buckeln (wie ich mir das eben vorgestellt hatte) und ein Filmteam aufzutreiben, das Zeit hat. Zuletzt noch meine Mitarbeiter zu briefen, was gefilmt werden soll, ein Storyboard zu skizzieren, aufs gute Wetter zu warten.
Nun habe ich aus Freiburg ca 10 Minuten wirklich brauchbares Material und von hier ebenfalls eine Menge, insofern wird nun die Arbeit am Zusammenschneiden beginnen; ich mache das nächste Woche zusammen mit Inhar.
Wir hatten einen schönen und natürlich auch für uns ungewöhnlichen Tag. Gleich morgens vor 9 Uhr trafen wir uns mit Inhar in Sayan vor einer kleinen, modernen Kunstgalerie. Zuvor hatte ich tagelang am Script gefeilt, an Inhalt und Länge, nachdem es über Ostern bei einem amerikanischen Lektor gewesen war, um auch wirklich als gesprochenes Englisch durchzugehen. Die Galeristin Barbara war so nett, uns ihre Räume für 2 Stunden zu überlassen. Leider gab es doch Verkehrslärm, aber anscheinend kann man Frequenzen im Bildschnitt auch reduzieren und solche Dinge ausblenden. Hier ein paar Motive, die unsere Arbeit in der Galerie zeigen. Zuerst hatte Sarah ihre Momente, denn wir werden auch Teile im Video haben, in denen wir gezeigt werden. Insofern mussten Texte flüssig und hochmotiviert vorgetragen werden, ohne abzulesen.
Es war lustig und schwierig, sind wir doch beide gar nicht daran gewöhnt, vor einer laufenden Kamera zu sprechen. Dann ging es weiter Richtung Brücke. Am Wochenende bereits hatte ich über einen meiner indonesischen Künstler aus dem Projekt bei Mario Blanco nachfragen lassen, ob wir ein kurzes Shooting im Park des Blanco Museums machen dürfen. Montag war ich dann hingegangen und habe den Leuten dort vom Projekt erzählt, dann selbst noch Herrn Blanco geschrieben und schließlich die Erlaubnis erhalten. Bali und migrierte Künstler, das hat ja Tradition, sicher hat man schon von Walter Spiess oder Vicky Baum gehört, die frühzeitig Bali als ihren Schaffensmittelpunkt ausgesucht hatten. Antonio Blanco war auch so einer. Man nennt ihn heute den Dali von Bali, und wenn man sein Haus besucht, so erinnert das alles schon an Port Lligat und Salvador Dali — auch Blanco hat seine Umwelt (Bali) aufgesaugt und sowohl in seinen Bildern als auch in der Dekoration seines Hauses verewigt. Da wird überall draufgemalt, Skulpturen fantastischer Art bevölkern eine kolossale Freitreppe, überall sitzen Papageien herum, es ist ein Kaleidoskop, das von seinem Schöpfer berichtet.
Geboren in Manila, war Blanco 1952 nach Bali gekommen und hat eine traditionelle balinesische Tänzerin geheiratet. Er muss damals gleich zum König von Ubud marschiert sein, und ihm seine Vision, in Ubud große Kunst zu schaffen und das Königreich weit über die Grenzen von Bali heraus bekannt zu machen, erläutert haben. Mir wurde ein Banyanbaum gezeigt, siehe Bild, der im selben Jahr gepflanzt wurde. Sodann zeigte man mir ein Foto, dass Blanco und den König beim Pflanzen dieses Baumes zeigt. Ja, der König war offenbar Feuer und Flamme für den inspirierten Mann und hat ihm das ganze Grundstück über den Brücken geschenkt, damit er damit tun kann, was ihm beliebt.
Nach dem Filmen im Park sind wir aber noch zu einem richtig alten Banyan-Baum gefahren, der selbst bei Google-Maps als “Alter Banyan-Baum” bezeichnet wird — er ist riesig, im Durchmesser sicher 30 Meter, unglaublich hoch, wie ein Wahrzeichen. Er findet sich am Ende von Penestanan, hinter dem Tempel, den er eigentlich auch aufs angenehmste beschattet.
Dort unten, denn man muss ca 50 bis 80 Stufen runtergehen, um dahin zu kommen, wo der sichtbare Teil des Baumes beginnt, haben wir dann zumindest für 10-15 Minuten noch ein paar Sequenzen aufgenommen für das Video. Länger ging es nicht, denn unser Kameramann hat süßes Blut; die Moskitos haben ihm massiv zugesetzt. Und da er gleich nach der Ankunft auf Bali ein Dengue-Fieber durchmachen musste, ist er da jetzt immer besorgt. Wir haben also fix gemacht und als alles im Kasten war, sind wir gegenüber dem Tempel in eine Warung gegangen, schließlich hatten wir Hunger nach all der Arbeit. Dann war auch schon Nachmittag — heimgekommen fanden wir unsere gute Yogesh im Zeremonienkleid vor. An diesem Tag ging es im Tempel ums finanzielle Wohlergehen, den Namen des Rituals konnte ich mir nicht merken. Gegen Abend waren dann auch schon die Bilder und Filme aus Deutschland da und die Arbeit ging weiter. Ich konnte alles sichten und farbkorrigieren, sowie alles rausschneiden, was verwendbar ist. So ging dann ein arbeitsreicher Tag auf der Insel der Götter mit sehr vielen neuen Eindrücken zu Ende. Machts gut, liebe Grüße, und passt auf Euch auf. Niklas