Dies und Das

Das Dekor von La Casita

Mexikanisch

Am Wochenende waren wir abends mal mexikanisch essen, am nördlichen Ende von Ubud, in einem Gässchen voller kleiner Buden und wurschteliger Scootervermietungen. Es war ein warmer Abend, ausnahmsweise mal ohne Regen, und wir hatten es im ersten Stock des Restaurants sehr schwitzig. Die mexikanischen Speisen, wenngleich in der Schärfe und dem Gebrauch von Chili, Sauerrahm und was auch immer mexikanisches Essen mexikanisch macht, auf Balinesisch international gedimmt.

Mir hat es gut geschmeckt, die Deko war sehr hübsch, der Platz ruhig. Runde Sache. Ich bin mittlerweile, weil ich offenbar vom Schreiben nicht genug bekommen kann, auch Restaurantkritiker für Tripadvisor geworden. Sobald wir irgendwohin gehen und es etwas zu erzählen gibt, schreibe ich dann, verbunden mit dem einen oder anderen Bild, eine Kritik und sammle dabei, wofür weiß ich nicht, Punkte. Sehenswürdigkeiten beschreibe ich dort auch — ich frage mich allerdings, ob das gut ist. Beschreibt man die Orte, die man wirklich klasse findet, so werden sie dadurch einfach nur voller. Die Rezension über Balinese Home Cooking, meine erste vor ein paar Wochen, haben fast 1000 Leute gelesen; hoffentlich wollen die da nicht alle hin! Wahrscheinlich macht es Sinn, eher Orte zu beschreiben, wo man die Leute hinschicken will, weil man selbst vielleicht einfach nur einmal hingeht und dann gut ist?!

Der Dschungel, der die Bar umgibt

Dezente Beleuchtung, unter den Brücken

Gestern Abend zum Beispiel, Sarah und ich hatten unseren Jahrestag, sind wir tatsächlich in eine der besten Örtlichkeiten weit und breit gegangen, das BRIDGES am Fluss, in Fußnähe unserer Bleibe. Hier ist großes Kochen angesagt unter der Führung eines weit gereisten balinesischen Kochs und vor allem ein interessanter Weinkeller, betrieben von einem richtigen Sommelier.

Es begann an der Bar, fast schon eingebettet in die dschungelartige Böschung des Ubud rivers, unter der uralten Fußgängerbrücke und der auch mittlerweile alten aber dennoch etwas neueren Autobrücke, warm erhellt von Lampen mit französischen Flair. Wir probierten einen Neuseeländischen Sauvignon Blanc und einen nordamerikanischen Chardonnay, wobei der Sauvignon deutlich siegte, der US-Wein war viel zu fruchtig-süß.

An der Bar

Wir wurden bald abgeholt, denn man kalkuliert modern mit 2 Seatings, also kann man da nicht ewig in der Bar faulenzen, so ging es einen Stock höher auf eine offene Veranda im Kolonialstil. Überhaupt hat sich der ganze Abend so angefühlt, wie wir uns Holländische oder Englische gute Gesellschaft im 19. Jahrhundert hier vorstellen können. Die Küche war wirklich gut. Dem Anlass entsprechend, und was meine Galle betrifft mutig, haben wir uns für das Tasting Menü entschieden, also eine ganze Kaskade von kleinen Geschmacksbömbchen aus allen Richtungen anstelle von Tellergerichten, dazu eine vom Sommelier ersonnene Weinführung, beginnend mit einem trockenen Prosecco, Sauvignon, Riesling von der Mosel, zu zwei Pinots aus Frankreich. Daneben gab es vom roh mariniertes Süßwasserfischröllchen auf einem aparten Risottohäuchlein bis hin zu feinen Entenfiletscheibchen und selbst gemachten (2) Raviolis alles mögliche, mal ein Messerspitzchen Rindfleisch in einem Brasato-Sößchen, und irgendwo fanden sich 4 stolze Edamame-Böhnchen als Gestirne auf einem kleinen Schäumchen herrlichen irgendwas’. Alles sehr schön, nach der vierten Runde à jeweils drei Details waren wir auch satt. Das Dessert haben wir mitgenommen. Eine schöne Veranstaltung, schön sind wir gesessen, gut wurden wir behandelt. Es hat ca 10-mal soviel gekostet, wie einmal normal gut zu zweit essen zu gehen, 15 dl Wein ca 6 €, also auch nicht wirklich viel teurer als Zuhause, wenngleich für hiesige Verhältnisse skandalös.

Dennoch tut es auch einmal gut, einen schönen Anlass in einem schönen Rahmen zu begehen. Heute war wieder Arbeitstag im Hub, der Morgen schön, das Bad in unserem kleinen Pool um 8 Uhr erfrischend. Unten an der Straße wartete unser Scooter, freundlicherweise frisch ausgestattet mit einem tagesaktuellen Opferbukett, um die Sicherheit und das gute Vorankommen im täglich wilder werdenden Straßenverkehr sicherzustellen. Die Saison für Bali geht bald los. Man merkt es aber jetzt schon.

Soweit eine kurze Zwischenmeldung, macht es alle gut und passt auf Euch auf, viele Grüße, Niklas

Niklas WeißKommentieren