Ein Spaziergang zur Regenzeit

Durch diese dschnungelartige hohle Gasse kommen wir vom Fluss herauf nach Ubud

Fußweg

Heute mal etwas anders: Die meiste Zeit fahren wir ja, wie fast alle Menschen hier, mit dem Scooter in den Ort oder zu einer Warung — es ist schlichtweg zu heiß und zu luftfeucht, um lange zu Fuß zu gehen, 32 Grad und 95 % Luftfeuchtigkeit sorgen, auch ohne dass man einen schweren Rucksack mit Laptop, Tablet, Notebad, Kabeln, Festplatte und Kamera trägt, für einen permanenten Zustand des Nass- und Klammseins. Andererseits verpasst man, wenn man stets fährt, auch viele Möglichkeiten, die Schönheit und das Besondere dieses Ortes bildlich zu erfassen, also habe ich das gestern einfach mal wieder gemacht. Sarah hat mich auf dem Weg in den Hub, wo wir arbeiten, am Fluss rausgelassen. Hier geht es den Hügel hoch, durch einen atemberaubenden Korridor aus hängenden Ästen und riesigen Feigenbäumen, entlang uralter Mauern, in den Ort.

Entlang der uralten Mauern bricht das Wasser durch

Rechts geht es einen Fußweg ab, zu einem höhergelegenen Aussichtspunkt mit vielen kleinen Gasthäusern und Hostels, die auf den Fluss blicken. Wasser ist hier gerade keine Mangelware, die ganze Stadt ist durchzogen von Kanälen, und es findet sich immer wieder eine Stelle, wo es — gerade jetzt bei dem täglichem Regen — wild zum Überlaufen kommt. Aktuell ist es morgens schön. Wir nutzen diese Zeit für frühes Yoga oder ein Bad in dem 4 x 8 Meter großen Pool, der direkt vor unserem kleinen Garten liegt. Mittags wird es dunkler und Wind kommt auf. Sodann kann es jeden Moment krachen, und zumeist regnet es dann orgiastisch für ein paar Stunden, bis es irgendwann mit einem Schlag wieder aufhört. Heute allerdings gab es kein Bad: Sarah hatte mich gebeten, eine Einführung in Ashtanga-Yoga auf der anderen Talseite mit ihr zu besuchen, die dann allerdings nicht, wie wir vermutet hatten, für Yogaanfänger gedacht war, sondern für Yoga-Profis, die mal einen anstrengenderen Stil ausprobieren wollen. Ich kämpfe noch mit mir, inwiefern mir diese 1,5 Stunden die gesamte Motivation, mit Yoga weiterzumachen, genommen haben — es war, gelinde gesagt, mühsam. Aber sei’s drum, weiter im Bericht:

Puri Dalem Ubud (Tempel des Todes)

Puri Dalem Ubud (Tempel des Todes)

Das ist EIN Baum!

Am Ortseingang, gleich links, findet sich ein riesiger und nur zu bestimmten Gelegenheiten zugänglicher Hindutempel, Puri Dalem, der als Todestempel, z.B. für die Verbrennungen der Mitglieder der Königsfamilie benutzt wird und in großer Ruhe unter einem wunderbaren Baum gelegen ist; ich bin extra noch einmal den Hügel hochgestiegen (bei der Hitze!), um Euch noch eine andere Aussicht zu liefern. Wie gesagt, gibt es den Hügel hoch eine Menge Gästehäuser touristischer Kleinunternehmen, die einem Fährfahrten zu den Inseln vor Bali sowie Dschungeltouren oder Taxifahrten zu vielen berühmten Wasserfällen anbieten, dazu natürlich Trinkwasser und die typischen balinesischen Sandwiches. Ich habe mal eines der Hostels mit einer Unmenge von Rollern davor aufgenommen; immerhin zeigt das, dass ich hier nicht übertreibe, was die Menge der Scooter angeht — ich kann nur staunen über das Verhältnis zwischen Fahrzeugen und Betten.

Das Hostel

Mein Spaziergang soll natürlich nicht unendlich lang sein, deswegen wählte ich mir die Jalan Bisma, eine Straße mit leider sehr vielen Baustellen, Ubud wächst, die den Vorteil hat, dass sie am Ende auf die Jalan Monkey Forest stößt, die mich zum Hub führt. Entlang der Bisma gibt es wiederum eine Menge Gästehäuser sowie kleine balinesische Geschäfte, die fast alles anbieten. Ich hab mir das Fotografieren von Supermärkten erspart, weil sie schlichtweg uninteressant sind. Die kleinen Geschäftchen sind dagegen sicher ungewohnt für ein westliches Auge. Hier sind mal zwei entlang der Bisma. Simkarten, Reis, Getränke, Taxifahrten, Waschmittel, Kokosöl, Kaffee, Tee, Erdnüsse, Süßigkeiten, Zigaretten, Wasser, Softdrinks, Snacks, Schnickschnack — eben aller möglicher Kleinkram, aufgestapelt in schlichten Regalen. Wichtig zu wissen: Alles, was es hier nicht gibt, holen oder organisieren sie einem gerne. Wie fast überall in Asien ist jeder gerne zur Dienstleistung bereit, was immer es auch ist. Da scheint es feine Spinnennetze von Beteiligungssystemen zu geben, sodass jeder stets auch die Leistung eines anderen mitanbieten kann und daran mitverdient, selbst wenn es nur ein kleiner, lappriger Schein von ein paar tausend Rupien ist. Das Bild danach zeigt eine typische Abzweigung in eine Einfahrt, hinter der sich stets nicht nur ein Ziel, sondern zumeist eine Vielzahl von Zielen befindet. Ubud ist eigentlich ein Straßendorf, wie die kleinen südfranzösischen es sind: geschlossene Fassaden, aber hinter der ersten Reihe geht es ins Freie, auf Felder, in denen sich wiederum kleine Oasen finden.

Auf dem Schlild links zeigen sich Hostels und kleine Warungs an

Ich laufe also im Schweiße meines Angesichts die Bisma weiter runter Richtung Fluss. nach kurzer Zeit öffnet sich der Blick ins Freie auf ein großes Reisfeld, das durch den wochenlangen Regen vielleicht schon zuviel Wasser abbekommen hat, aber da kenne ich mich nicht aus. Es sieht aber danach aus, dass die beiden Bauern mit ihren schweren Handmaschinen große Mühe haben, denn die Maschinen scheinen im aufgeweichten Boden fast unterzugehen.

Reisfeld entlang der Jalan (Straße) Bisma

Ein kleiner Flussarm

Nun geht es steiler bergab, ich finde einen sehr schmalen Durchgang zur Monkey Forest Road und komme über eine Brücke, die einen der vielen kleinen Flussarme überquert. Das Bild ist zwar nicht sehr gelungen, aber es zeigt ganz gut, dass die Natur durch den massiven regen und die feuchte Luft schlichtweg überquillt. Ich denke, auch wenn man es hier versuchen würde, zurückschneiden könnte man das alles kaum. Selbst in unserem kleinen Garten an der Campuhan Road muss jede Woche der Gärtner kommen, sonst übernimmt die Natur sofort (natürlich muss auch jeden Tag gründlich geputzt werden, sonst tun es eben die Viecher).

Kaum auf der Jalan Monkey Forest angekommen, stoße ich auf die ersten Affen. gestern erfuhr ich, dass es im Affenwald 4 Dynastien oder eben 4 Affenstämme gibt, wovon drei anscheinend den vierten vor langer Zeit ausgeschlossen haben; dies sei der Grund dafür, dass so eine große Menge Affen stets an der Straße und auf den Dächern sowie in den Gärten rumlungerten — sie dürfen traurigerweise nicht zurück in den Wald, der wirklich grandios ist. Hier zeige ich mal eine Sequenz von netten Affenbildchen, z.B. beim erfrischenden Bad, sodann einige gewaltige Bäume.

Ob er sich fragt, was da steht?

Der Affenwald

Quinoa mit Koriander, Bohnen, Gurke, Tomaten und Avocado

Endlich im Hubud angekommen, werde ich freundlich begrüße, finde Sarah im quiet room, also einem abgeschlossenen Bereich, der klimatisiert ist und in dem nicht gesprochen werden sollte, und wir haben unser Mittagessen, einen Quinoa-Salat, den ich am Morgen vorbereitet habe. Im Hubud gibt es auch eine Küche, Wasser und Kaffee gibt es umsonst, kochen kann, wer will — aber es gibt auch eine Cafeterie, die Kokosnüsse, Gebäck, kleine Salate und warme Speisen für die internationale Meute bereithält.

Anbei eine kleine Galerie mit Bildern aus dem Hubud, den offenen Arbeitsplätzen, der Treppe ins Obergeschoss, wo ein großer quiet room sowie die Besprechungsräume und Skyperäume sind, die man anmieten kann. Außerdem die Küche und die Cafeteria. Dazu noch Bilder von draußen, denn ich ziehe es vor, auf der Terrasse unter den Ventilatoren zu arbeiten, auch wenn die Affen als mal wild da durchrennen. Der Garten ist ansonsten ruhig, nach hinten hin öffnet sich ein Törchen in einen geheimnisvollen kleinen Park, dessen Mysterium ich aber noch entschlüsseln muss. Wir sind arbeitssam bis zum Abend, und in einem Moment kleinen Nachlassens der orkanartigen Regenfluten schwingen wir uns auf den Roller und düsen heim, wechseln die nassen Klamotten, kochen und lassen den Abend bei einer Pasta mit Chili, Knoblauch, Zwiebeln und gelber Squash ausklingen. Soweit ein fast ganzer Tag, macht es gut und passt auf Euch auf, Niklas

Die Terrasse, auf der ich meistens arbeite

Der Gartenausgang, der in ein parkartiges Kleinod führt, siehe nächstes Bild

Eine kleine Oase der Ruhe hinter dem Hubud