Götter

Eingang in den Palasttempel

Wir hatten es ja neulich schon davon: Religion ist auf Bali eine Angelegenheit des Alltags, sie ist immer da. Tempel sind insofern auch nicht reine Anbetungsstätten, sondern Orte, wo die Balinesen ihre Götter treffen können, zur Zwiesprache, für Gebete oder zur inneren Einkehr. Diese Nutzungsform ist auch der Grund für die Lokalisation und Konstruktion der Tempelanlagen: Will man Götter der Berge treffen, findet man sie in Tempeln an den Vulkanhängen, Meeresgötter in Tempeln am Ufer oder auf kleinen Inseln in Süßwasserseen oder im Meer, Landbau- und Bewässerungsgötter findet man in Tempeln auf Feldern. Götter sind aber nicht unbedings an die Tempel gebunden, die für sie errichtet wurden; sie können auch “reisen” und sich quasi als “Gäste” zeitweilig in einem Tempel eines Kollegen aufhalten.

Der Ganesha-Elefant schützt den Eingang vor dem Aling-Aling

Damit die Geistwesen ohne Schwierigkeiten reisen und für die Menschen da sein können, sind Tempelanlagen stets oben offen, zum Eintritt, denn Götter kommen ja nicht über die Straßen. Auf den Straßen sind allenfalls böse Geister unterwegs, und da die bösen Geister — wie jeder weiß — nur geradeaus gehen können, befindet sich direkt hinter einem jeden Tempeltor eine Wandscheibe, genannt Aling-Aling. Insofern bleibt draußen, was nicht hineingehört. Als weiteren Schutz finden wir vor den Eingangstoren Fratzen, die ebenfalls aufgestellt sind, um unartige Wesen fernzuhalten, da habe ich mal eine ganze Menge in eine Galerie gepackt. Die Wandscheibe selbst wird in der Regel durch ein weiteres Geistwesen “verstärkt”.

Der Tempel sollte von einer schulterhohen Mauer aus Stein umgeben sein, deren vier Ecken jeweils anhand der vier Himmelsrichtungen positioniert sind. Genauigkeit darin spielt hier eine große Rolle, sowohl in der Positionierung als auch in den Gesamtmaßen, denen die menschlichen Proportionen zugrunde liegen. Macht man das richtig, so ist dies eine weitere Ebene zur Abwehr des Bösen und zur Einkehr des Guten.

Ein Tempel wird aber nicht einfach nur gebaut und dann benutzt, er wird natürlich erst einmal gereinigt, um allen Baustellenschmutz rituell zu beseitigen. Erst die zweite Zeremonie, Pamelaspas Agung, dient der Einweihung an einem genau ausgerechneten Tag, der für die Zukunft dann als “Geburtstag” des Tempels jährlich gefeiert wird.

Innerhalb des Tempels gibt es zwei bis drei jeweils auch von Mauern umgebene Innenhöfe. Alle Eingänge werden natürlich auch täglich zweimal mit neuen Opfergaben-Körbchen versehen, die wie immer gegen Ende des Tages über die Gehwege verstreut sind.

Geistwesen vor den Eingängen

Die königliche Empfangs-Pagode

Ich war dann noch im Palasttempel, dessen vorderer Bereich für das Publikum offen ist, dessen tieferer Bereich hingegen von der königlichen Familie bewohnt wird und natürlich tabu ist. Selbstverständlich ist alles hier ein wenig anders als bei den kleineren Tempeln, denn neben den Ritualen gilt es hier natürlich auch die Zeremonien des hohen Hauses zu feiern. Insofern gibt es einen großen Vorhof, von dem aus es in verschiedene Tempelbereiche abgeht. In dem Vorhof gibt es auch eine Art Pagode für ein Orchester, und für Audienzen oder Empfänge gibt es eine Pagode, ein Tempel weiter, für die königliche Familie. Dieser ist doppelt und dreifach durch Statuen geschützt.

Die sind alles Eingänge in Folgehöfe im Inneren des Palasttempels, durchaus opulenter als “normale” Portale.

Im Inneren dieses Tempel gibt es auch Figuren, aber sie sind nur noch in Ausnahmefällen, also bei Eingängen oder am “Hang” des königlichen Audienzraums, mit Fratzen versehen. Hier findet sich auch ein junger Prinz Siddhartha (Buddha) in jugendlicher Anmut inmitten eines wunderschönen und gepflegten Baumes. Überhaupt sind die Bäume innerhalb des Palasttempels bemerkenswert.

Zum Abschluss noch zwei sehr schöne Beispiele für die Wanddekoration des Tempelinneren. Zum Einen findet sich rein Graphisches, zum anderen — wie man das aus Asien ja auch kennt mit all seinen mystischen Epen, in denen die Götter und Geistwesen auftreten — werden Szenen detailreich und erzählend dargestellt.

Soweit zum Thema Götter und Geistwesen in balinesischen Tempeln. Für alle, die sich auskennen, bitte ich um Verständnis für etwaige Irrtümer, aber mehr oder weniger sollte das mal so hinhauen. Alles Gute, passt auf Euch auf, viele Grüße, Niklas