Trouvaillen No. 1
Trouvaille: Substantiv, feminin - glücklicher Fund, wertvolle Entdeckung (Duden).
Ich habe mir gedacht, für den Blog Dinge des Alltags, Fundsachen oder schlichtweg Sachen, die mir über den Weg kommen oder auffallen oder die mir wegen ihrer Bedeutung lieb sind, zu sammeln, schließlich leben wir in einer Welt der Dinge — und hier finden wir andere Dinge als zuhause. Das muss gar nicht immer spektakulär sein.
Bintang Bier
Unter den Niederländern wurde 1929 in Surabaya die Bintang-Brauerei erbaut; Logo und Farben sind in Ubud allgegenwärtig; nicht dass jeder dauernd eine Bierflasche in der Hand hätte, das leuchtende Rot am Straßenrand aufgetürmter Kästen und das Logo “wandern” über alle möglichen Produkte und zieren Wände — selbst auf meiner Wasserflasche ist es drauf, verbunden natürlich mit dem total unsinnigen “Claim”, also einer werbewirksamen Behauptung, “Bottles for Earth”, die wenngleich grober Unfug, dann doch sicher jemand mit genug Einfalt zum Kauf animiert (das bin ja dann wohl auch ich).
Logos
Überhaupt finden sich, wie man im linken Bild sieht, überall Logos, auch Ubud bleibt da nicht verschont. Alle haben die TripAdvisor-Aufkleber mit vielen Sternen, sodass das einstmals sinnvolle Bewertungssystem ridikül wird, denn wenn alle 4+ Sterne haben, dann verliert sich die Bedeutung. Apropos Bedeutung: Auch Google hat den Begriff nun vollständig für sich entdeckt; nachdem die Suchmaschine ursprünglich nur dafür gebaut war, Begriffe im Internet zu finden, geriert sie sich jetzt mehr und mehr in Form des bunten Logos als Etikett, das einer Veranstaltung oder wie im Bild einem Straßencafé irgendeine bizarre Weihe erteilt. Clever gemacht, und auch hier finden sich sicher eine Menge Leute, allen voran amerikanische Touristen, die sicher bereit sind, dem Kult zu frönen.
Etiketten
Bleiben wir bei Etiketten, z.B. Dinge aus der Küche, die wir täglich verwenden. Da ich fast täglich in unserer schönen Gartenküche koche, und jedes Land natürlich seine eigene Produktwelt hat, gebe ich hier ein paar, teilweise witzige Beispiele: Das “Begone Bug” Spray aus Citronella und Lemongras riecht total verführerisch, ist völlig Bio, hat eine organisch wirkende Verpackung und tut eigentlich gar nichts. Es ist hier genau das, als was es erscheint, eine freundliche, nicht besonders kraftvoll formulierte Aufforderung an den Moskito, doch bitte, bitte wegzugehen. Natürlich benutzen wir dieses Spray nur, weil es so gut riecht, gegen die Mücken muss Chemie her. Charmant finde ich auch das Coflusin, das ich für ein Heidengeld in der Apotheke namens “Wächter” auf der Hauptstraße gegen Husten gekauft habe. Die Packung ist grell bunt, und die Marketingabteilung hatte auch hier ihren Spaß, denn es wird behauptet: “Dies ist das beste Medikament gegen Climate Change” — ich würde das gerne vermarkten! (sie meinen natürlich reisebedingten Wechsel von Klimazonen, aber witzig find ich es allemal).
Kochen
Hier wird natürlich etwas anders gekocht als zuhause. Kokosmilch und Chili sowie Soyasauce nehmen mehr Raum unter den Zutaten ein als daheim. Uns gefällt die Mischung von Ingwer, Knoblauch, Minizwiebeln und Koriander, angebraten in Kokosöl sehr, wenn es schnell gehen soll, machen wir eine einfache Pasta daraus.
Räucherstäbchen wird jeder von Euch hier erwarten, und natürlich verwenden wir sie in großer Zahl morgens und in der Dämmerung. Sie haben Zitronengrasduft und schaffen eine kuschelige Atmosphäre, in der sich glücklicherweise auch die Moskitos wohl fühlen — also sind auch die Buddhisten unter uns zufrieden.
Hier noch weitere Kleinigkeiten. Samstag ist Markttag, dort bekommen wir Tempe oder Sprossen für den Salat hübsch eingewickelt in Bananenblätter. Die Zahnstocher haben alle mehr oder weniger hübsche Profilschliffe, und voilá: Mein erster vollgestempelter Yogapass — ich bin also noch dabei.
Literatur
Hier, speziell für unserer Literaturfreunde, meine Lektüre der letzten 3 Wochen, stets morgens nach dem Schwimmen im Schatten auf einem Bohnenkissen in der “Sala”, einer Art Gazebo am Pool. Selten hat mich ein Sachbuch so gefesselt, wie Obamas Auseinandersetzung mit seiner Identität, seiner Hautfarbe, seinem abwesenden Vater. Nicht nur, dass es klug und in ständiger Selbstreflektion geschrieben ist, es hat außerdem die Lektüre von “Become” (Michelle Obamas Buch) auf bemerkenswerte Weise komplettiert. Ich kann das nur empfehlen, insbesondere seine Reise in die Welt seines väterlichen Erbes nach Kenya. Kaufen und lesen, bitte!
Zum Thema Buch und in eigener Sache sei hier noch erwähnt, dass auch das meine täglich wächst. Kurz vor der Abreise bin ich ja noch von einem Verlagslektor gefragt worden, ob ich nicht über diese 12 Monate schreiben will. Interessant erschien ihm die ungewöhnliche Situation, nicht einfach nur, dass man reist und eine Auszeit nimmt, sondern dass es genau jetzt geschieht, mit 50, auf einem Höhepunkt des professionellen Lebens. Das Buch wird eine Auseinandersetzung mit dieser Situation, ein Haufen Einblicke in das Seelenleben des abwesenden Unternehmers, es geht um Mut, Ängste, neue Erfahrungen, Identität, Beziehungen — ein neues Leben vielleicht, Einflüsse und Impulse und vieles mehr. Ein Roadmovie, wenn man so will. 90 Seiten sind bereits geschrieben, im Video ist das bewiesen.
Profile
Abschließend erfreue ich mich an meinem eigenen Facebook-Profil https://www.facebook.com/niklas.weiss) und dass dort steht: “Wohnt in Ubud” — I Like! Habe über Facebook auch hier viele neue Kontakte geschlossen, anders als in Europa ist das immer noch das Werkzeug schlechthin und macht Spaß. Etwas anderes erreichte mich heute früh von Frauke aus Waldkirch: Unser Haus steht zum Verkauf für schlappe 2 Millionen Euro. Es heißt zudem, es sei sofort beziehbar, aber da lebt noch jemand ungekündigt. Das Drama des — gelinde gesagt — “schwierigen” Hausbesitzers geht also in eine neue Runde, spannend zu verfolgen, wie es weitergeht bzw. endet. Angeregt hierdurch habe ich heute früh mal Immoscout gecheckt, es gibt aktuell kein ernstzunehmendes Angebot in Waldkirch, insofern gut, dass wir hier sind.
Macht es alle gut, ich hoffe, diese Übersicht war nicht zu langweilig, ich sammle weiter Dinge, die mir auffallen. Viele Grüße, Niklas