Die Affen aus dem Affenwald

Da ist er schon, der Frechdachs

Die Affen aus dem Sakred Monkey Forest Ubuds sind frech; sie können nichts dafür, denn sie werden viel zu oft von dummen Touristen angeglotzt, sollen mit auf Urlaubsfotos und sind mit Kindern konfrontiert, die denken, Affen seien Spielzeuge. Nicht selten endet das damit, dass der Affe sich mit einem herzhaften Biss in einen Touristen verabschiedet, nachdem er vielleicht hier noch einen Ohrring abgerissen und da ein Handy geklaut hat.

Gestern kursierte parallel zu der Geschichte mit den 6 Russen, die eine Wechselstube überfallen und sich mit der indonesischen Polizei eine Verfolgungsjagd geleistet haben, in deren Folge die Polizei dann im Haus der Gruppe alle Reisepässe gefunden hat, auch die Story vom Überfall auf einen Klamottenladen, ausgeführt von Affen. Sie sind eben rotzfrech und darüber hinaus überall in der Umgebung ihres Heims, des 12.5 Hektar großen Affenwalds.

Bei der Arbeit sehen wir sie dauernd; das Hubud liegt genau gegenüber dem Eingang in den Affenwald. Sie turnen herum auf den Stromkabeln, fressen frisch angelegte Bepflanzungen leer, räumen die Mülltonnen aus und haben nur Unsinn im Kopf. Unser “runner”, also das balinesische Faktotum des Hubud, ist mehrmals am Tage damit beschäftigt, die Affen aus der Cafeteria und dem Garten des Hubs zu jagen. Da die Affen panische Angst vor Schlangen haben, hat er dazu eine Angelschnur an den Schwanz einer Stoffschlange gebunden, die er wild in der Luft herum wedelt, sie aufs Dach schmeißt und so den Affen ein Schauspiel liefert, infolgedessen sie sich hinter den Giebel des Daches zurückziehen. Falls das allerdings nicht reicht, muss er zur Steinschleuder greifen. Das ist unser tägliches Unterhaltungsprogramm, wobei es wirklich kein Spaß ist, diesen Affen zu nahe zu kommen. Neulich Abend, es regnete sehr, waren die Affen in einer Gruppe von 5 oder 6 um unseren Roller versammelt, den wir eigentlich für die Heimfahrt anwerfen wollten. Da half alles nichts. Ich musste hingehen, durfte den Affen nicht in die Augen sehen (das hassen sie und es macht sie angriffslustig) und hab mich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht. Wie bei den Schlangen hilft es auch, feste aufzutreten, ja sogar richtig laut zu laufen. Dann sind sie auch verunsichert. Vor Neujahr hatten wir übrigens eine Schlange im Garten: In der wilden Jagd auf ein Eichhörnchen, das mit seinen Kindern hier in einer Kokospalme lebt, hat sie sich wohl zu weit vorgewagt und ist mit ihrer Beute zu uns in den Garten gefallen. Es war wohl eine Spei-Kobra, die sich allerdings sofort verdünnisiert hat, als Mee und Sean mit einem Spaten, Gummistiefeln und eben heftig auftretend und lärmend herangeprescht kamen.

Das Bild oben habe ich von Paolo Nicolello von Unsplash (wo ich meine Bilder auch zur freien Verfügung hingebe), ich mag gar nicht so nahe an die Affen rangehen, aber für einen kleinen Film mit dem iPhone hat’s gereicht – unter dem Video gibt es noch ein paar historische Informationen hierzu, viel Spaß. Alles Gute, passt auf Euch auf, bis bald, Niklas

Der Heilige Affenwald von Ubud aus dem Mittelalter wird beherrscht von vorwitzigen grauen Makaken, die um den Wald herum überall sind, auch da, wo sie nichts zu suchen haben (Musik © Jahzzar 05 Siesta from Free Music Archive, thanks)

Zur Geschichte des Affenwaldes

Der Heilige Affenwald in Ubud ist viel älter als selbst Indonesien. Forschungen im Wald haben ergeben, dass er schon im 14. jahrhundert dort war. Damals war Ubud  Hauptstadt eines Königreiches, dessen Paläste zum Teil heute noch stehen. Die Königsfamilie lebt hier auch immer noch. Es sind graue Makakenaffen, verspielt, rotzfrech und manchmal bissig, die gemäß der Lehre Tri Hita Karana, der Dreiheit des Wohlseins, Friede zu halten mit Gott, den Menschen und der Natur, seit damals gepflegt und gefüttert wurden. Der Affenwald ist 12.5 Hektar groß und beinhaltet Pilgerwege und alte Tempelanlagen, gehört aber ganz den Affen.