Vollmond – Tempelfest in Ubud

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Gestern Abend hat Ubud mit einem feierlichen Umzug das Tempelfest zum Vollmond gefeiert. Das war schon etwas Besonderes, wenngleich auch nicht so sehr: Auf der kleinen grünen Insel gibt es ca 20.000 Tempel im öffentlichen Raum, in den Städten und Dörfern, in Höhlen, auf Reisfeldern – darüberhinaus hat aber auch noch jede Familie ihre Haustempel, und wenn sie Grundstücke haben, sogar noch größere private Tempel. Diese Tempel sind zwar teilweise alt, sie sind aber nicht einfach Relikte alter, frommer Zeiten, sondern Orte der täglichen Nutzung. Eingebettet in den Alltag, vergehen hier wenige Momente, in denen nicht auf irgendeine Art und Weise kleine Gesten der Anbetung, der Verehrung oder ein Ausdruck von Achtung gegenüber den Göttern sichtbar sind. Vielleicht ist diese Grundhaltung auch der Grund für das freundliche, respektvolle und achtsame balinesische Wesen. Wie schon beschrieben, finden sich allerorten Opfergaben in kleinen Schilfkörbchen, auf Gehwegen vor den Geschäften, vor Restaurants, in Taxen – Respekt und Aufmerksamkeit gehen aber noch weiter. Vor den Festen werden natürlich wie überall die Straßen geschmückt mit Bannern und Büscheln, Wimpeln und kleinen bunten Türmchen, die wiederum Opfergaben enthalten; aber auch ansonsten, auch fernab von Orten bunten, menschlichen Treibens und der Schreine wird das weiter durchexerziert: Mitten im Wald findet man nicht selten Bäume, die mit farbigen Tüchern umwickelt sind. Der Grund dafür ist sicher der im balinesischen Hinduismus fest verankerte Animismus, also der Glaube an eine durchgeistigte Natur, die Farben, die hier zur Anwendung kommen, haben aber auch eine Bedeutung: Während weiß für das Leben steht, schwarz für den Tod, so stehen die schwarz-weiß-karierten Stoffe, die hier zumeist um die Bäume und Schreine gewickelt werden, für das Gleichgewicht von Yin und Yang, und damit für das heilige Lebensprinzip schlechthin.

Zum Video: Die Prozession ist durchweg in rituellen oder Festtagsgewändern zu machen; die Männer zumeist in weiß (Leben) und gelb (Natur), die Frauen bunt und prächtig. Tagelang werden die Opfergaben, die sich hier teilweise über den Köpfen der Frauen auftürmen, vorbereitet. Es handelt sich hier um Obst, Satay-Spieße (Hühnchen mariniert), Obst und Reis, aber auch normale menschliche Kost, wie wir das aus den Restaurants kennen, und dazu eine ganze Menge Weihrauch in Form von Räucherstäbchen und -stäben. Die Männer spielen auf den klassischen balinesischen Percussionsinstrumenten in Gangelang-Ensembles und geleiten den ganzen Tross mit dem Drachen in der Mitte von einem Tempel zu einem anderen, wo das Fest stattfindet, in dessen Verlauf und nach Abschluss der Anbetungen die Feiernden das ganze Essen (ausnahmsweise) selbst verzehren. Der Drache gilt hierbei als Symbol für das Gute, das in die Herzen der Menschen einziehen soll. Denn hier auf Bali glaubt man an das Gute unter der Schirmherrschaft des Dreigestirns Brahma, dem Erschaffer aller Dinge und des Lebens, Vishnu, der sich darum kümmert, dass alles auch so erhalten bleibt und Shiva, Gott der Zerstörung und gleichzeitig der Erneuerung, vielleicht der mächtigste und am meisten verehrte Gott in der Gegend. Dazu gibt es allerdings noch so viele weitere Götter und Halbgötter, dass der Platz nicht ausreicht. Und insofern beende ich das Ganze hiermit, bitte um Entschuldigung für etwaiger Fehler in der Darstellung und wünsche alles Gute, passt auf Euch auf, viele Grüße, Niklas