Die erste Yoga-Klasse

“Vorher" (unsplash Saray Jiminez)

“Vorher" (unsplash Saray Jiminez)

Diese Woche hatte ich meine erste Yoga-Klasse im Leben. Das war ja was! Ich kann nicht sagen, dass ich nicht aufgeregt war; bislang hatte ich stets gesagt, dass ich mit 60 Jahren dann mal mit dem Yoga anfangen könnte, da es mir als etwas erschien, dass man als ultima ratio irgendwann unternimmt, um nicht total steif zu werden. So wie man wohl unweigerlich irgendwann Sudokus zu lösen beginnt, um nicht dement zu werden.

Nun, zwei Tage später, ist der Muskelkater an Muskeln, von deren Existenz ich gar nichts wusste, abgeklungen, und ich sehe demnächst meiner zweiten Yoga-Klasse entgegen – in freudiger Erwartung, überraschenderweise. Natürlich bin ich permanent korrigiert worden, hier “die Füße besser so …” und hier “Vorsicht, nicht so einen runden Rücken …”, dennoch hatte ich das Gefühl, ich bin da genau richtig.

Es heißt Hatha-Yoga, die Lehrerin ist eine junge, durchtrainierte Amerikanerin, die im Norden Indiens in einem Ashram bei einem Yogi gelernt hat, dessen Familie sich bis auf sehr frühe Yoga Großmeister zurückführen lässt – ich fürchte aber, dass dies zum üblichen Yoga Insider Story Telling gehört, und sich wohl auf die meisten Yoga-Traditionen anwenden lässt. Wie dem auch sei: Für mich war dieser Auftakt sehr stimmig, und die Lehrerin Elaina hat es gefreut, dass meine ersten Gehversuche (oder Stehversuche) unter ihren Fittichen stattfinden.

Das ist ihr Lehrer

Für die unter uns, die keine Ahnung haben, wie Yoga aussieht (und das bin hoffentlich nicht nur ich), habe ich mich mal frech im Internet bedient und eine kleine Sammlung von hübschen ansehnlichen Yogaposen (s.u.) zusammengestellt, die allerdings alle erst noch auf mich warten – nichts davon haben wir in der ersten Stunde gemacht.

Der Einführungskurs bestand nur aus Sarah und mir, es war ein schöner Morgen mit leichter Brise, die Fenster der holzgetäfelten Halle im ersten Stock oberhalb einer Tempelanlage waren alle geöffnet, in der Nachbarschaft spielte eine Gangalang – und es ging los.

Ohne nun unberufen einen Aufsatz über Yoga zu schreiben, möchte ich dennoch gerne berichten, was ich hier mitgenommen habe: Hat-ha beschreibt Gegensätze – Sonne und Mond. Anstrengung und Ruhe. In einer Yogaposition gehaltene Spannung wird gefolgt von einer vielleicht entgegengestzten Ruhehaltung, in der man aufgefordert ist, in den Körper reinzulauschen und so im Verlauf von 1,5 Stunden immer mehr zu sich und “in den Augenblick” zu kommen.

Elaina sagte einführend, dass ihr Yogastil ursprünglich nur in Meditation bestand, um den Kopf zur Ruhe, Körperprozesse in Balance und Spannungen in Lösung zu bringen, das Körperliche kam später dazu – all das, um über die Übung mehr und mehr zu einer besseren Version seiner selbst zu werden. Ich mag dieses Ziel, und warum auch sollte dies nicht eine lohnenswerte Aufgabe und interessante Erfahrung sein … eine bessere Version seiner selbst zu werden?!

“Nachher” – so schnell geht es auch nicht!

“Nachher” – so schnell geht es auch nicht!

Diese Ansichten haben sich allerdings noch nicht einmal ansatzweise auf meiner Wunschliste, wie diese neue Version meiner selbst dann mal aussehen sollte, materialisiert. Ich will nicht einmal so tun, als hätte bei mir auf Anhieb gleich alles bestens funktioniert, dazu habe ich dann doch viel zuviel Zeit in der Nähe des Schreibtisches verbracht; was mir aber aufgefallen ist und gut gefallen hat, waren die unterschiedlichen Zustände der Ruhe, je nachdem welche Übung wir gerade gemacht und in welcher Stellung wir danach Entspannung gefunden haben. Diese wohlüberwachte Mischung aus starker Spannung und großer Ruhe, dazu Einheiten von Meditation und Singen (Chanting) schöner Laute aus alten Zeiten, führte mich weit weg und voller Wohlbefinden wieder zurück. Definitiv bleibe ich dabei und freue mich aufs nächste Mal! Unten noch ein kleines Amateurvideo (ich lern das noch), damit Ihr seht, wie unser Yogastudio aussieht. Machts gut, gebt auf Euch acht und liebe Grüße, Niklas

Niklas Weiß4 Comments