Balinesische Massage
Wie jeder sicher schon einmal mitgekriegt hat, gehört es zu den besonderen Reizen einer Asienreise, die verlockenden Massage- und Körperpflegeangebote wahrzunehmen, die eben auch hier, in Ubud, alle paar Meter angeboten werden. Zumeist sind das zurückgelagerte, verschachtelte Spa’s, in denen es sehr sauber ist, eine helle, freundliche Atmosphäre herrscht, sanfte Düfte und verstreute Blüten das Dekor abgeben. Auf Laufkundschaft wartend, sitzen die Damen und Herren der Zunft oftmals schnatternd in den Zufahrten oder vor den Schaufenstern ihrer Arbeitsstätte. Damit gleich jeder Zweifel ausgeräumt ist: Hier passiert nichts Unsittliches, sondern alles dreht sich um Gesundheit und Wohlbefinden.
Wir haben bereits ein paar Salons ausprobiert, dieser hier ist eine direkte Empfehlung von Mee, unserer koreanisch-amerikanischen Vermieterin, die uns immer wieder gute Tipps gibt. Für mich steht heute keine balinesische Körper-Massage an, sondern eine Fußreflexzonenmassage sowie eine Pediküre, kann man sich zuhause kaum leisten, hier bekommt man das für 8 €.
Nach einer kurzen Wartezeit, in der Sarah, die eine akrobatische Shia-Tsu-Massage mit sicher vielen (mir unmöglichen) Verenkungen macht, das Öl aussuchen darf, mit dem sie bearbeitet wird, holt mich Frau Nani ab, und wir gehen durch den Garten, vorbei an einem Teich mit Kois, in ein Nebengebäude, wo es um Körperpflege geht. Erst kommt die Fußmassage, dann die Fußpflege. Ich darf in einem gemütlichen Sessel Platz nehmen, meine Füße werden erst einmal warm gewaschen, dann geht es los mit ein paar sanften Dehnungen und schon sind wir mitten drinnen. Offenbar bestehen Hände und Füße, natürlich auch der Rest des Körpers aus Punkten und Zentren, in denen kluge Menschen Verbindungen zu Organen und Spannungszentren inmitten körperlicher Prozesse gefunden haben. Durch gezielten Druck, Nachlassen, Schieben und Quetschen kann man offenbar Spannungen lösen und positive Wirkungen auf Organaktivität und den Fluss von Lymphe sowie den Abbau von Toxinen anregen. Hier habe ich mal für Hände und Füße ein Schaubild reingestellt:
Nani merkt bei der Arbeit ganz genau, wo die Stellen sind, bei denen es an mir hapert. Und da sind so viele … stets, wenn ich es genieße, dass sie mal eine Stelle gefunden hat, wo es angenehm ist, wenn sie sie bearbeitet, so verbleibt sie dort nicht lange und geht gezielt an die Stellen, wo es überaus unangenehm bis schmerzhaft ist, zumindest, bis sich irgendetwas löst und ein wohltuendes Gefühl sich kundtut; aber eben, sobald es wohltut, geht sie weiter dahin, wo es wieder knirscht und beißt. Ich kann natürlich nur freundlich signalisieren, wie gut sie es macht und dass sie auf keinen Fall zu feste drückt, denn sie fragt mich immer wieder, studiert mein Gesicht, und man will ja nicht wie ein total unentspanntes Langnasen-Weichei wirken. Nach einer kleinen Weile tut das alles aber dann doch insgesamt gut, sie geht über zu Öl, macht noch die Hände (wo offenbar auch der Teufel los ist, was Spannungen angeht); wir plaudern über sie, über mich, Bali, die Reise. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder, und macht nicht die Tradition mit, wonach balinesische Kinder stets feste Vornamen gemäß der Reihenfolge ihrer Geburt bekommen, Made, Kadeg, Wayan, Ketug etc. Nein, ihre Kinder, erklärt sie mir stolz, heißen Dodo und DJ. “DJ?”, frage ich, “ist das eine Gottheit, von der ich noch nie gehört habe?” — “Nein”, sagt sie, “das hat was mit Musik zu tun”, und schon komme ich mir vor, wie ein Trottel. Aber dennoch, es ist wunderbar. Ich bedanke mich, und werde weitergereicht zur Kollegin, die sich bereits sichtbar freut, ein ganz anderes Bündel von Qualen über mich niedergehen zu lassen, und die sich bei einem anderen Stuhl (nicht mehr ganz so bequem) mit Ihren Werkzeugen, Skalpellen, Rasierklingen, Bürsten und Schleifblöcken auf mich vorbereitet.
Wer eine Zahnreinigung kennt, auf die man etwas zu lange gewartet hat, der wird sich vorstellen können, wie es sich für mich hier im Fußbereich anfühlt, aber Folterwerkzeuge können ja glücklicherweise auch freundlich und sanft eingesetzt werden. Mit großer Hingabe widmet sich Karmini meinen Füßen, die ja schließlich durch die Massage auch schon gut gelaunt und willig dem Ganzen entgegensehen. Es ist natürlich teilweise unangenehm, aber sie (!) lächelt meinen hin und wieder aufkommenden Schrecken aufs anmutigste beiseite und bleibt konsequent bei der Sache, bis sie sich am Ende jeweils einen Fuß schnappt und ihn mir voller Stolz präsentiert, wie wenn sie ihn gerade für mich geschnitzt hätte, und ja, ein wenig war das ja auch so. Ich erhalte eine Kräutertee (Zitronengras) und frische Papaya und fühle mich runderneuert. Dankbar und mit dem Hinweis, dass ich gefälligst in zwei Monaten wiederkommen soll, verlasse ich ihr Reich und treffe mich zurück im Haupthaus wieder mit Sarah, die nun auch weiß, was Shia-Tsu bedeutet.
Soweit für heute und zur Massage; wir machen das sicher einmal pro Woche, denn es ist dann doch total entspannend und hilft uns weiter, die alten Schlacken und den mitgenommenen Stress abzubauen. Ihr macht es mal gut, ganz liebe Grüße und einen schönen Tag. Niklas