Einlaufen
Jetzt sind wir schon vier Wochen hier in Cazouls, wie die Zeit doch immer noch rast, und ich hatte wenig zu sagen oder zu berichten, weil wir nach dem heftigen Reisen doch erst mal zur Ruhe kommen mussten, gleichzeitig die Arbeit mächtig an Fahrt aufnahm — und letzthin der Sinn des Lebens oder sagen wir der Fokus vom Aktiven eben mehr ins Alltags-Nichtaktive rutschte. Leider eben doch mit viel Aktivität, weil eben mehr Arbeit zu erledigen war. Zudem hatten wir mehrfach das Haus voll, da es von Anfang an Besuch gab und viele Gelegenheiten, sich zu treffen und Zeit miteinander zu verbringen.
Gerade haben wir um eine Woche verlängert, weil immer noch soviel Arbeit da ist und außerdem nun endlich der Launchdate für das Baumprojekt feststeht. Nach langem hin und her mit meinem Berater aus Sydney (Andres) wird es der 14. Oktober, 8 Uhr New York Zeit, also 2 Uhr nachmittags bei uns, 10 Uhr abends in Sydney. Es musste ein Werktag sein, und es musste so viele kulturelle Zentren wie möglich zeitlich erreichen wie möglich. Hier nochmals die Bitte: Wer immer in sozialen Netzwerken aktiv ist oder schlichtweg auch einfach Leute kennt, die besondere Sachen suchen und sich leisten können, bitte kommuniziert dieses Datum. Den Link kenne ich erst im Moment, wenn ich den Knopf drücke, also just an diesem Tag um 2 Uhr nachmittags und schicke ihn dann auch herum. Das ganze Projekt muss in den ersten 24 Stunden ca 200 Tausend Euro erwirtschaften, damit es auch für Kickstarter auffällt, sie es evaluieren und wir die Chance haben, einen großen Erfolg einzuholen.
Eine dieser vier Wochen, nämlich die letzte, war für mich eine harte. Ohnehin war ich schon seit vor zwei Wochen alleine hier, da Sarah mit Mary und George auf und davon waren, um einen amerikanischen Freund zu treffen, und ja, so schlimm war es auch nicht, weil das Wetter immer noch super war und ich zudem für 2 Tage meinen Bruder und fürs Wochenende meine Freunde Matt und Pani aus Nizza da hatte, aber Sonntag nahmen wir dann alle Platz im Van, Matt und Pani auch, und fuhren nach Nizza. Sie stiegen aus und kamen zurück zu ihrem Alltag, ich fuhr weiter gen Venedig, übernachtete in Genua. Lange Rede kurzer Sinn: Ich war 4 Tage weg mit dem Camper, hatte 2000 Kilometer Fahrt, 22 Stunden Meetings in Vicenza und kam rechtschaffen müde am Donnerstag Mittag wieder hierher zurück. Darüber hinaus gab es am Montag eine herbe Pille zu schlucken, denn die Prototypen, die wir mit meinen italienischen Partnern gemacht hatten für das aktuelle Kuwait Projekt, eine royale Box aus Aluminium gegossen mit einem verrückten Arabesque-Muster, waren rundum nicht gelungen, und da der Kunde anwesend war, war es hart. Vieles hatte ich in diesen Tagen zu verarbeiten: Das härteste sicher, dass ich meine Entwürfe zukünftig vereinfachen muss, damit sie von meinen Partnern realisiert werden können. Und meine professionellen Partnerschaften haben sich auch verfestigt, denn wir haben mit Hamad aus Kuwait eine Absichtserklärung verfasst, dass wir hinfort zu dritt an diesen ganzen Projekten arbeiten und er unser Repräsentant in den GCC-Ländern wird. Eine Erklärung, aus der nach Ablauf von 1-2 Jahren auch eine unternehmerische Realität, also eine Firma, werden soll.
Zurück in Occitània fand ich den Frühherbst eingetroffen. Die Sonne steht schon viel tiefer als im September und schafft es eigentlich nur noch gegen 12:30 über die hohen Platanen und auf den Pool. Letzterer ist von septemberlichen 22-24 Grad nun auf 19 runter; es geht schon noch mit dem Schwimmen, aber es ist frischer geworden. Tags haben wir immer noch 24 Grad und zumeist Sonne. Ich hoffe, zumindest das hält sich noch bis zum 19. Dann geht es weiter nach Süden. Der vorläufige Plan ist, dass wir uns in den nächsten zwei Wochen weiter “einlaufen”, wie man so schön sagt. Gestern haben wir begonnen und sind von Montagnac, wo übrigens eine meiner Lieblingsdomainen hier im Languedoc ist (Paul Mas, den kriege ich auch in Freiburg), zur Abbaye de Valmagne gelaufen, ca 12 km. Sarah läuft die neuen Wanderschuhe ein, wir beide unsere haben nämlich vor, wenn es arbeitsseitig irgendwie hinhaut, abwechselnd oder eben tageweise den Camino nach Santiago de Compostella zu laufen. Je nachdem, wer gerade mehr zu tun hat, wird einer eine Etappe laufen, der andere fährt an den vorher ausgemachten Schlafplatz — es ist also mit ein wenig Planung verbunden. Eine normale Etappe ist ca 20 km lang, kann also in gut 4 Stunden gemeistert werden, wenn es nicht zu bergig ist. Dann bleibt auch noch Zeit für Mails und anderes. Mal sehen, wie das klappt. Es sind ja nur 780 km ausgehend von St. Jean Pied de Port. Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass wir zwischendurch pausieren, weil ich zum Druck muss oder mal nach Kuwait. Da sind wir flexibel.
Zum Schluss noch ein Bild von gestern, machts gut und passt auf Euch auf. Es tut mir Leid, dass es weniger geworden ist, aber wir haben hier nicht viele Impulse und eben leider sehr viel zu tun. Liebe Grüße, Niklas