Der Jakobsweg
Dass das Trees-Projekt jetzt auf Kickstarter online ist, ist ja allseits bekannt. Es war eine Nerven aufreibende erste Woche, in der ich fast durchgehend vor dem Bildschirm saß um die Projektentwicklung quasi in Echtzeit mitzukriegen. Es ging auch rasant los, und wie erwünscht kam nach 72 Stunden von Kickstarter selbst die Bestätigung, dass sie unser Projekt in die Kategorie eingeordnet haben «Projekte, die wir lieben» — das ist gut, denn nun wird auch Kickstarter selbst Werbung für das Projekt machen. Und der Weg die nächsten 37 Tage, die die Bücher noch zu erwerben sein werden (danach nicht mehr), wird ein langer.
Also haben wir uns entschlossen, es zu einem richtigen Weg zu machen, sind nach Saint Jean Pied de Port gefahren, um während der Zeit, die das Buch noch hat, nach Santiago de Compostela zu laufen. Es passt ganz gut, da wir eine kleine Verzögerung bei den Kuwait-Projekten haben, so kommt mir hier kein Flug oder Drucktermin in die Quere.
Da wir ja zu dritt sind, nebst Van, machen wir einen speziellen Jakobsweg: Einer läuft (mit oder ohne Hund, je nach Form und Strecke), der andere fährt, kauft ein, arbeitet, wartet… gestern ging es dann los, nachdem wir vorgestern Abend noch einen wunderbar sonnigen Einstieg in Saint Jean Pied de Port hatten, so ein schöner Ort.
Gestern ging es dann für Sarah los, sie wollte unbedingt die harte erste Etappe machen. Nieselregen, dunkel, kalt um 8 Uhr morgens. Der Start war auf ca 120 Meter über dem Meer, es ging dann steil bis auf 1415 Meter, hinüber auf den Ibaneta-Pass, der auf 1015 m liegt, und schließlich in einem Bogen runter nach Roncesvalles 900 m), was man vielleicht kennt, denn hier kassierte der gute Karl der Große eine empfindliche Niederlage, in der die Basken im Jahre 778 seine Nachhut vernichteten und das Rolandslied entstand. Ein sehr schöner Ort, eigentlich nur eine Kirche, ein Hospiz, Pilgerherbergen und eine Kneipe, aber eben schön. Rocco war auf der ersten Etappe nicht von der Partie, Sarah wollte sich erstmal ohne noch eine weitere Aufgabe einlaufen. Immerhin waren es 24 harte Kilometer für sie.
Rocco und ich haben also den Van klargemacht, getankt, aufgeräumt, Wasservorräte gebunkert und sind mit dem Auto über Ibaneta nach Roncesvalles gefahren.
Die drei oberen Bilder (kann man auch draufklicken, dann werden sie größer) sind vom Ibaneta-Pass, von einem kleinen verfrorenen Spaziergang. Unten Roncesvalles in Navarra (Spanien). Die ganze Gegend ist sehr schön, sowohl auf der französischen Seite, wie auf der spanischen finden sich hübsche Dörfer mit sehr schönen Häusern (fast alle mit roten Läden, weiß gekalkt). Am auffälligsten hier schien mir allerdings etwas anderes: ein fast schon an Wahnwitz grenzender Jagdtrieb. Seit Sarah losgelaufen war, Rocco und ich hatten sie noch ein kurzes Stück begleitet, kamen aus allen Ecken ständig Schüsse, und auf dem Weg den Pass hinauf fuhren wir dauernd an parkenden Jägerautos mit Jagdhundanhängern vorbei — für den kleinen Rocco eine nervenaufreibende Tortur, kaum etwas macht ihm mehr Angst als Schüsse.
Sarah gelangte dann am Nachmittag zu uns auf den Stellplatz hinter der Kirche. Salziges Fußbad, ein warmer Tee, gefolgt von einem kalten Bier und ab ins Bett unter die warme Decke. Später noch eine schöne Pasta, das war es dann für gestern. Ich fand es interessant obwohl kuam zu glauben, dass sie kaum einmal einsam war. Und das Mitte/Ende Oktober. Ich sollte das heute auf meiner ersten Etappe bestätigt bekommen.
Es war frisch heute morgen, als Rocco und ich, wieder leider im gefühlten Kugelhagel in Roncesvalles losliefen. Unser Weg war ca 22 km lang und ging über ein paar Berge eigentlich die meiste Zeit hoch und herunter, am Ende dann ganz runter, um durch einen wunderbaren knorrigen Eichenwald nach Zubiri zu kommen, wo wie vereinbart Sarah auf einem Abstellplatz neben einem restaurant auf uns wartete.
Wir sind etwa 60-70 Pilgern begegnet, haben stets einen «Bon Camino» gewünscht, hin und wieder ein kurzes Gespräch. Da unser Hund allerdings (außer für uns) kein Schmusehund ist, sind wir meistens schnell weitergegangen. Besonders schön waren die Bäume entlang des Weges nach Erro.
Rocco war natürlich der Star unter den Pilgern, obwohl er manchmal nur mühsam vorankam, da sei Schweif angstvoll zwischen seinen Hinterbeinen hing (Jäger!), aber ob Südkoreanerinnen, Amerikanerinnen oder Spanier, Franzosen… alle fanden es klasse, den Weg mit seinem Hund zu machen. Eine Amerikanerin meinte, sie würde es liebend gern auch mit ihrem Hund machen, nur sei der so fett, da käme man nicht weit. Naja, Rocc hat das gut gemacht, und endlich finden wir ihn auch mal friedlich schlummernd unter dem Tisch, wo Sarah und ich den Nachmittag über eMails, Kalkulationen und so Zeugs verbringen. Morgen wird Sarah 1.5 Etappen zusammenfassen und wir treffen sie dann in Puenta La Reina. ich werd dann übermorgen wieder mit dem Hundle laufen. Da wir ja nicht soviel schleppen müssen wie die meisten Pilger und jeder nur jeden zweiten Tag läuft, verlängern wir die Tagesdosen an Laufen. Zumeist steht man schlecht mit dem Van, da macht es auch keinen Sinn, ewig da rumzusitzen, sehen wir zu, dass wir Land gewinnen. das Wetter wird auch nicht besser und bald geht es ja ins Hochland.
Uns geht es also gut. Falls irgendjemand jemanden kennt, der für ein grandioses Buch (Trees of the Planet — Die Bäume der Welt, meins) viel Geld ausgeben will, bitte gebt ihm / ihr den Link (https://www.kickstarter.com/projects/treesoftheplanet/trees-of-the-planet-art-book), nur während der Kickstarterkampagne kann man das Buch bekommen. Ihr machts mal gut, passt auf Euch auf, viele liebe Grüße, Niklas